scroll down for English version
Stellen Sie sich folgende
Szenen vor:
Sie lehnt am
Stamm einer alten Eiche und wartet…wartet wie jeden Abend, ob er kommen wird
sobald das Lager der römischen Legionäre zur Ruhe gekommen ist. Nur kurz legt
sich ihre Stirn in Falten, als sie an ihren Mann denkt, aber der wird glauben
das Kind das in ihrem Bauch heran wächst sei ein weiterer Spross von ihm… Er
kann sich ohnehin nicht beschweren, schließlich ist sie tagtäglich für ihn da
und hat ihm schon einen Sohn und eine Tochter geschenkt… Außerdem hat auch ihr
Mann schwarze Haare, - wie der Mann, der gerade mit schnellen Schritten aus dem
Lager den Feldweg hinauf auf sie zukommt. Es sollte also kein Gerede geben wenn
das Kind einmal da ist.
Ein Lächeln huscht über ihr
Gesicht, als er sie sieht und ihr zuwinkt. Noch sind die Nächte warm genug um
sich unter freiem Himmel in diesem Wald zu lieben… Er ist so anders als ihr
Mann, - jünger, aufmerksamer, schlank und drahtig…
Er sitzt mit
angezogenen Knien in einer Höhle am Boden, den Pelz so eng wie möglich um den
Körper geschlungen. Nur mit halber Aufmerksamkeit hört er auf das leise Summen
seiner Frau, die gerade mit einigen Tierhäuten den Eingang verschließt, um
wenigstens einigermaßen den kalten Luftzug von draußen abzuwehren.
Seine Gedanken sind bei
seinem älteren Bruder und seinen Freunden, die vor wenigen Tagen bei der
Nahrungssuche von einem Schneesturm überrascht wurden und erfroren sind. Nun
müssen er und die anderen Männer des Clans sich noch mehr anstrengen beim
Jagen, denn es sind weniger Speere um das Wild in die Enge zu treiben. Er legt
müde das Kinn auf die Knie und blickt unverwandt auf die glühenden Überreste
des kleinen Feuers unweit von seinen Füßen, als sich seine Frau neben ihn setzt
und sich an ihn schmiegt. Er saugt ihren Geruch in sich ein, spürt ihre weichen
Lippen an seiner Wange. Sein Körper und sein Geist suchen nach Entspannung und
Befreiung….
Einer oder eine davon könnte
ihr Urahn oder ihre Urahnin gewesen sein…
Fest steht, alles was heute
lebt hat seinen gemeinsamen, ursprünglichsten Ursprung dort in Raum und Zeit,
wo das Leben anfing sich auf der Erde zu entwickeln, oder entwickelt wurde, - den
Teil kann man getrost zur Seite stellen, denn er spielt in diesem Gedankengang
keine Rolle. Wenn man es genau nimmt ist das Leben in uns allen also mindestens
3,5 Milliarden Jahre alt (plus den vergleichsweise wenigen, eigenen Jahren). Es
wurde und wird weiter gereicht, mittels Zeugung oder Vermehrung (Pflanzen). Es
ist eine Kette, bestehend aus „Erbinformationen“, Daten, - wenn man so will, zusammen mit jenem
ersten „Zündfunken“. Dieser Funke erschließt sich uns bislang nicht wirklich.
Aber auch diese Frage muß jetzt nicht behandelt werden.
Es soll erst einmal reichen
sich unser enormes, gemeinsames Alter bewusst vorzustellen, die überwältigende
Länge der Kette des Lebens, von Anbeginn bis heute. Und sich bewusst zu machen
dass es eben eine Kette ist, - eine sich stets erneuernde, fortentwickelnde
Weiterreichung.
Wenn man sich diese enorme
gemeinsame Entwicklungsspanne vorstellt, relativieren sich individuelle
Altersunterschiede, wie auch die eigene Perspektive auf die Zeit. Man trägt
lebendige Ur-Vergangenheit im Hier und Jetzt mit sich herum, geht auf ihr
Spazieren, interagiert tagtäglich mit ihr im Gegenüber (ob Pflanze, Tier oder
Mensch), was bedeutet, dass bereits Geschehenes sich in der Gegenwart aktiv
fortsetzt.
Wo bin ich? Wann bin ich? Und
wenn ja, warum?
Immer oben bleiben!
THE WEEKLY BERYLLIUM
N° 2 The Chain // 3.5000.000.040 // 3 Billion 5
Million and 40
Let’s make a short mental excursion together, imagine:
A woman is leaning against
the trunk of an old oak tree waiting...waiting like almost
every other night if
he is going to come and see her, after everybody in the Roman fortress has
settled down and only the night watch is on guard. There’s a little frown on
her forehaed as she thinks about her husband, but she tells herself he wouldn’t
notice anyway. He will think the child growing under her chest is another
offsprings of his loins. He mustn’t complain either, she already gave him a son
and a daughter...and besides, he’s got the same thick black hair as the Roman
soldier who is now walking swiftly up the little footpath from the camp in her
direction. So the child wouldn’t look too different. As he is close enough to
see her in the dark, he waves his arm in recognition and smiles at her. A warm
feeling spreads around her heart...he is so very different from her husband,
slim and slender, younger, more considerate.....luckily the nights are still
warm enough to spend some hours together in the wood...
A man is sitting on the
stone floor of a cave, his back against the wall, his knees drawn to his chest.
He pulls his fur cape as tightly as possible around his body... it’s cold. He
is only half-listening to the humming of his wife, who is closing the entrance
with hides to keep as much of the draught out as possible.
His thoughts are with his older brother and his friends, who got caught
in a blizzard while looking for food several days ago and froze to death. Now
he and the other men of the clan are forced to go to their limits when they
hunt. There are less spears now and the gaps are wider between them when they
try to encircle an animal. His chin sinks onto his knees in exhaution and he
almost falls asleep, when his wife suddenly sits down very close to him. His
nose is catching her scent, he can feel her soft lips on his cheek, her breast
against his shoulder...his body and his mind are yearning for relaxation and
relief...the coldness of the cave is forgotten...
One of them could have beeen your ancestor or ancestress...for every
living thing today has the same common origin in space and time at the very
particular point when all life began to develope, - or was developed... This
part we can leave aside for now, it’s not important for this line of thought.
Considering that, the thread of life in all of us is around 3,5 billion years
old (plus the comparatively few years of our own individual existences). In
fact, life is a passed on thing, always was, via procreation or reproduction
(flora). Life is a chain, consisting of genetic information, - “data” if you
like and some kind of original ignition spark. J We do not fully understand
this initially spark yet, but let us put aside this question as well.
For now, it should be enough for us to imagine our enormous collective
age, the stunning length of the chain of life from the very beginning up until
today and to consider that it really is a chain, a continiously renewing, ever
developing transmission.
Considering the vast length of our common stretch of development the
differences between our individual lfespans become comparatively insignificant
and relative. This alters the personal reception of time itself (mine at
least). We are carrying with us living, prehistoric past. We are treading on it
with every step. We are connecting with it on a daily basis when we interact
with others: people, animals, plants. This means the “happened-already”
continues to happen in the “happening-now”. Isn’t that great?
Where am I? When am I? And if yes, why?
Keep it up!