Freitag, 23. Februar 2018

N° 7 Die Jagd nach dem Neuen // Chasing The New

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Die Jagd nach Neuem


Die meisten meiner Mitmenschen scheinen sich schnell zu langweilen… Sie langweilen sich mit Kleidungsstücken, Autos, Einrichtungsgegenständen, Urlaubszielen, Hobbys, Spielen, Freizeitbeschäftigungen, Spaziergangs-Routen, - ja, überhaupt Umgebungen, Haustieren, Freunden, Beziehungspartnern, ihren Lebensbedingungen und wie mir scheint, im überwiegenden Fall auch mit ihrer Arbeit.

Als Folge dieser wiederkehrenden Langeweile verwenden sie viel Energie auf die Jagd nach dem Neuen. Marktforscher freuen sich über diese Eigenschaft sehr, weshalb sie ihrerseits viel Energie darauf verwenden, zusammen mit den dazu gehörigen Produzenten und Profiteuren neue Trends ins Leben zu rufen und so den kollektiven Willen der Leute in die entsprechende Richtung zu lenken: auf das nächste Neue. Dafür wird subtile Werbung benutzt, welcher sich die Psyche des Menschen nur schwer entziehen kann, - meist wird sie vom potenziellen Kunden noch nicht einmal als solche erkannt.

Ist dieser Drang nach Neuem im Menschen angelegt um Motivation zu schaffen? Ist er durch unsere Zivilisation entstanden, mit deren Entwicklung einherging, dass der Mensch nicht mehr unablässig um sein pures Überleben kämpfen muß und so Zeit hat Dinge auszuprobieren? Handelt es sich um eine logische Folge unserer „Wegwerf-Gesellschaft“, durch die die natürliche menschliche Neugier künstlich verstärkt und übersteigert wird?

Auf jeden Fall hat die Jagd nach Neuem Folgen: der Jäger erlegt mit dem metaphorischen Jagdspeer die Dauer. Diese ist aber wichtig, sowohl für das Fließen der Dinge, als auch für ihre Verwurzelung. Dauer ist sozusagen sich verändernde Beständigkeit. In ihr steht die Verwurzelung für Standhaftigkeit und Durchhaltevermögen, für bleibende Werte. Sie gibt auch Sicherheit und erzeugt Klarheit darüber, was man will oder nicht will, darüber wer man ist und „wo man steht“. Durch die Verwurzelung entsteht auch Liebe zu dem was man hat und für das sich persönlicher Einsatz lohnt. Durch diesen Einsatz und die bewusste Pflege des Bestandes (egal ob geistiger, emotionaler oder materieller Art), entsteht ein natürlicher Wandel, - die Dinge bleiben im Fließen.

Jagd man hingegen immer nur dem Neuen nach, vernachlässigt man das was man hat, egal ob es sich um Beziehungen, Verantwortungen oder Besitz handelt.

Kein Wunder also, dass bei dieser Jagd Menschen verletzt werden, das Natur und Dinge herunter gewirtschaftet werden. Kein Wunder auch, dass unübersichtliche Müllberge entstehen, denen man nicht mehr Herr wird. Kein Wunder das Menschen, -  auf subtile Art entwurzelt, zum Psychiater müssen, weil sie sich auf dieser Jagd verlieren, oder nicht mithalten können.

Was mich aber wundert ist, dass dieses Verhalten so wenig hinterfragt wird, so allgemein anerkannt ist und sogar als jung, frisch und hipp bezeichnet wird, und nicht nur dort, wo man es sowieso erwarten würde. Hat das vielleicht was mit Egoismus zu tun?

Dauer ist gleichbedeutend mit Ewigkeit, denn sie ist bleibendes Nicht-Bleiben, Sein und Fließen zugleich. Dauer erzeugt Klarheit und Respekt.


BerylliumN






N° 7  101 Things,  I Don’t Understand




Chasing The New


Well, most of my fellow citizens seem to become bored pretty fast...that’s my impression. They get bored by their clothes, cars, furniture, holiday places, leisure activities, hobbies, games, surroundings in general, their pets, their friends, their partner, their living conditions,...and apparently by their work.

As a consequence of this recurring sensation of boredom they spend a lot of energy chasing “the New”. Market researching people love this specific human characteristic, - they know its capacity to generate money. That’s why they put a lot of energy in launching new trends and hipes and so get to steer people’s actions, behaviour and minds, working side by side with producers and profiteers. In order to do that, subtle advertising is used which takes effect on human psyche and is hard to detect by people, who are occupied with living their workaday life.

So I ask myself: is this constant striving for new things a natural human predisposition to create motivation? Or was it developed only recently, as a side effect of our civilasation where mankind had the time to try all kinds of activities just for the sake of doing it, because there wasn’t the need to survive on a day to day basis? Is it an implicated consequence of our throw-away-society, where natural human curiosity is artificially enforced and boosted?

In any case the hunt for the New influences our way of thinking: the hunter with slays duration with his metaphorical spear. But duration is important for the constant flow of life as well as for its attachment and interconnection. Duration is flexible stability. It takes duration to stand ones ground or achieve lasting values or consistency. In addition to that durability creates security and constitutes clearity as to what we want or don’t want. It shows us where we are in our lives. This constant attachment also creates love for what we have and the passion to commit ourselves to protecting it. By commiting ourselves to protect and conciously care for what we have achieved (regarding to civilisation,  emotionally or spiritually), natural alteration is the result...things get in flux, but don’t float away.

On the contrary, if we are constantly chasing the New we tend to neglect what we have, no matter if it concerns property, relationships or responsibility...no wonder people get hurt in this process, no wonder nature is turned down or destroyed. Also not a surprise it creates piles of old things called rubbish...and so forth.

Another side effect of this particular lifestyle are the rising figures of people who have to consult a psychiatrist, because they have lost themselves on the hunt for The New, or simply cannot keep up with the pack.

But what really astonishes me, is the fact that nobody bothers to question this behaviour., - it is even considered as dynamic, fresh or hip...and broadly acknowledged...maybe because we are so used to it by now...?

However, on the other hand we get to choose. We may choose duration and with it a piece of eternity because duration is flexible and stable at once, it’s the equivalent of standing still and moving at the same time.

BerylliumN

  

 Hang loose! J



    


Freitag, 16. Februar 2018

N° 6 Das Studium - Gefängnis des Geistes?

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Wir saßen an einem runden Esstisch, vor uns ausgebreitet meine Zeichnungen und Gemälde, - mit Acrylfarbe auf Pappe gemalt, denn es waren Arbeiten für meine „Mappe“. Diese Mappe war selbst zusammen gebaut, ebenfalls aus fester Pappe, ca. 100x120cm groß und mit meinen Arbeiten gefüllt etwa 10kg schwer. Mit diesen gesammelten Werken wollte ich mich an der Kunstakademie München bewerben. Das habe ich dann auch getan…um die Mappe transportieren zu können, benötigte ich eine Sack-Karre, die ich durch die endlos langen Gänge der Akademie zu den Sprechstunden einzelner Dozenten und Assistenten geschoben habe. Die ältere Dame, mit der ich damals an ihrem Tisch gesessen bin, um ihr meine Arbeiten zu zeigen, war schon seit langem eine Künstlerin. Auch sie hatte an der Münchner Kunstakademie Freie Malerei und Graphik studiert, - natürlich lange vor mir. Ihr gefielen meine Sachen ganz gut und nach einer Weile sah sie mir prüfend in die Augen und sagte: „Wissen Sie, ein Lehrer kann einen auch vernichten.“

Damals hatte ich mir gedacht, dass diese Äußerung wahrscheinlich auf ihre persönlichen, in einigen Fällen wohl eher schlechten Erfahrungen mit Lehrern zurück zu führen war. Sie hatte mir dann auch einige negative Anekdoten erzählt, die sie während ihres Studiums erlebt hat. Eingedenk meiner eigenen Erfahrungen an der Schule, gab ich ihr damals im Stillen Recht, habe aber nicht mehr viel über ihre Aussage nachgedacht… Tja, im Nachhinein ist man immer schlauer… J

Zwar hat mich an der Akademie niemand in dem Sinne vernichtet, - ich habe ohne Zweifel auch sehr viel gelernt, aber etwas war auf der Strecke geblieben, etwas hatte sich verloren in den endlosen Gängen der Akademie… Es war der Blick auf den Kern der Sache. All die Bildung, all das Durcharbeiten, das Zerpflücken, das Nachforschen, Nachlesen und Durch - und Wiederkäuen der Materie hat mir die Sicht auf die Essenz eben derselben verstellt. Und dann die Kollegen, - all die Ansichten, die Meinungen, die Konkurrenzkämpfe… Ich hatte meine ursprüngliche Motivation, wegen der ich das Studium überhaupt begonnen habe aus den Augen verloren. Ich konnte den Grund nicht mehr sehen, meine Ziele hatten sich relativiert.

Zum Glück bin ich recht zäh und neige dazu Dinge die mir wirklich wichtig sind mit Zähnen und Klauen zu verteidigen, - zur Not auch gegen mich selbst, und deshalb ist es jetzt (schon seit langem) wieder anders. Aber wenn es dem Esel zu wohl ist geht er aufs Eis…ich hatte vergessen wie es damals gewesen ist und zog in Erwägung noch einmal zu studieren, - Geologie vielleicht, auf Umwelttechnologie schielend, oder Biologie. Dann habe ich mir die Aufnahmebedingungen und die Beschreibungen der Studiengänge durch gelesen und da war es wieder…meine Erinnerung kehrte zurück. Zum Glück!

Mir war mit einem Schlag klar durch welch eine Zeit – und Energie fressende Masse von Detail-Wissen ich mich würde kämpfen müssen, über viele Jahre, ehe mich jemand auch nur annähernd ernst nehmen würde in meinem Fach. Es würde eine Ewigkeit vergehen, bis ich einen entsprechenden Beruf ergreifen dürfte. Bis dahin hätte ich vermutlich ein weiteres Mal meine Ideen und Visionen vergessen und/oder selbige hätten sich relativiert unter der erdrückenden Last des kleinteiligsten Wissens, das es nur an Universitäten im Angebot gibt, - und in einigen Fachlehrgängen und Meisterschulen, aber da ist der Weg kürzer.

 
Das Projekt „Studium 2.0“ habe ich also fallen gelassen und bin erst mal Spazieren gegangen. Dabei habe ich mir gedacht, welch ein Segen anerkannter Quereinstieg seien könnte! Es wäre sicher eine Bereicherung für die Universitäten, wenn sie offener wären für den Austausch mit interessierten Menschen aus ursprünglich anderen Branchen (oder Bildungszweigen), die unerwartete Ideen mitbrächten. Man könnte sicherlich tolle Projekte in Angriff nehmen, unter Abgleichung von akademischen Fachwissen und praktischer Erfahrung, - oder vielleicht auch nur simpler Erkenntnis, weil man die Zeit hatte sich wirklich mit einem bestimmten Teil – Thema zu beschäftigen, ohne erst sämtliche Grundbausteine büffeln zu müssen und so eine zündende Idee geboren werden konnte. Denn wirklich: ist man erst einmal unterwegs in den langen Gängen der Hochschulen, - den metaphorischen und den tatsächlichen, sieht man mit unter den Wald vor Bäumen nicht mehr, man verliert den Blick für das Wesentliche, im schlimmsten Fall das Vertrauen in die eigenen Ideen.

 
Das Dilemma setzt sich im Berufsleben fort, denn man muss ja unbedingt ein entsprechendes Abschluss – Papier vorweisen, wenn man sich für bestimmte Berufe bewerben will…Ideen hin oder her…was einen dann wieder zur Universität führt.

 
Es scheint fast so, als würden die Wissen Vermittelnden und die Wissen Anhäufenden auf diesen „Schätzen“ sitzen und sie eifersüchtig vor Außenstehenden hüten und verteidigen, wie Golum seinen Ring der Macht, damit niemand, der sich nicht erst all das Detail – Wissen hat einverleiben müssen zum Zuge kommt.

Wie wenn man sich ein Schiffmodell kauft und es an jemanden vorbei trägt, der gerade dabei ist dasselbe Modell eigenhändig zusammen zu bauen…. :-D 
 
BerylliumN
 
 
 
 
N° 6  University = Mind Trap?                                        
 
 
 
We sat at a large dining table, the whole surface of it covered with my drawings and paintings, - acrylic paint on cardbord. Material for my application portfolio which also consisted of cardboard and was hand made by myself. I couldn’t find one in the shops which was big and solid enough to support the weight and size of my paintings: most of them 100x120cm tall and altogether weighing around 10kg. With this collection of work I applied at the Academy of Fine Arts, Munich to get a permission for a free painting class, preferably with a professor who also was a “free painter”, but I was willing to compromise regarding to that. After all, what counted the most was to get in, no matter what.
 
However, in order to be able to show my portfolio to any professor or assistant in this spacious and venerable building, I needed a barrow, which I pushed through endless corridors with a lot of what is called “confidence and determination”.
 
The elderly Lady with whom I was sitting at her table to show her my work and get her opinion already had been an artist for a lifetime. She had studied free painting at the Munich Academy decades ago. I was pleased that she liked my work and after a while she gave me a long, scrutinising look and said: “ You know, a professor can also crush a student...”
 
Back then I considered her remark a result of ugly episodes with her teachers and professors. As a matter of fact she did tell me some negative anecdotes about her time at the Academy. I remember that I agreed with her in many aspects, having my own experiences at secondery school in mind. But I didn’t give it a second thought then, for I was all eager to become an art student. Well, - in retrospect we always know better... J
 
Well, I’m glad to report that nobody really crushed me there. I actually learned quite a lot, but nevertheless something went missing on the way, got lost in those endless corridors of the Academy of Fine Arts, Munich...it was the feel for the essence of the whole endeavour. I forgot about my primary urge which brought me there, - the urge to paint. Somehow I forgot about art while studying it. All the education, the research, the tearing apart and putting back together again, all the discussing, the reading about art philosophy and different aspects of painting got in my way and made me blind for the complexity of its real sense. And then my fellow students… all the competition, the differences, the fighting over positions and opportunities to show one’s work...exhausting.
 
Luckily I can be quite tenacious and tend to hold on to things which mean a lot to me, - if need be even against myself. That’s why, over the years, I re - discovered what art meant to me and it’s also the reason why I’m still painting until today.
 
But sometimes if you feel too comfortable with your current life you get ideas... So I thought about going back to university to get a degree in Microbiology or Geology, - obviously I had forgotten how it was like at the Academy. But alas, while reading the conditions of admission, my ability to remember events returned and it hit me on the head: I saw the time and energy consuming effort it would take to store a huge amount of detailed knowledge in my brain. And it would take ages until I was finally allowed to apply for a job. Before I got there in the end, I will presumably have forgotten about my visions and ideas in this area again. Everything would get modified in the harsh grip of too much data, too much detail, - knowledge overloaded...beware! (imagine a red blinking alert button and ears slicing beep sound). You only get this whole load at universities, in Germany maybe also at schools where you can get your “Meister” as a craftsman, - but in a considerably shorter time.
 
So I dropped the project “Science Degree” and took a walk in the local wood...or maybe I should say forest, because I’ve been told the primary purpose of it is its economic viability. However while walking, I reflected on the benefits of fresh visions from people who aren’t numbed by too detailed knowledge or too intimidated to bring up a new idea which is not yet proved. Universities could certainly profit by fresh input from people who aren’t completely into a certain field of knowledge or haven’t entirely finished their studies, for they might see something beyond the academic approach. Also, if it was possible to do crossover projects with people who come from another professional or scientific background it might add a great deal of comprehension for a matter by including a different point of view, or perspective. Certified qualification shouldn’t be the one and only prove for the ability of a person to think, to have brilliant ideas, or draw conclusions. Insightfulness doesn’t necessarily come with an academic degree. For, honestly, - once you are on your way through those endless corridors of a university, metaphorically and for real, you might loose your faith in your own ideas and you are in danger to see only the trees, but not the forest anymore. Additionally, it would be a big step towards universality and widen the dimensions of thinking. After all, nothing is more enlightening than an unexpected moment of genuine surprise, - is it? J
 
It often is much the same with other professions: you either get a proper certification or you wouldn’t get a job...or be heard even.
 
Sometimes I get the feeling as if those who have and provide knowledge together with those who got the recognised permission to receive knowledge from them, sit on it like a dragon on his treasures, guarding and defending it with teeth and claws, in order to let nobody else get a chance to achieve something. It’s like a law: you go through the treadmill first! Then maybe you’ll get an opportunity to add something. Get your mind trapped first, then we shall see!
 
 
BerylliumN    
 
 
    
 
 
 

 

 

Samstag, 10. Februar 2018

N° 5 Eine Frage des Standorts

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Einmal bin ich in einem englischen Nationalpark im Wald Spazieren gegangen, als sich mir folgender Anblick am Wegesrand bot: eine junge Birke musste sich ihren Standort mit einem älteren Baum teilen…wo der Same hinfällt… Diese Birke hatte einen möglichst direkten Weg zum Licht gesucht und einen dünnen, aber kerzengeraden, Ast nach oben getrieben. Zwischenzeitlich war ein dicker Ast von dem großen Baum abgebrochen und hing nun mit Zweigen und Blattwerk über dem jungen Trieb der Birke, schnitt diesen vom Licht ab und nahm ihm die Möglichkeit nach oben zu wachsen. Der Birke blieb also keine andere Möglichkeit als wieder von vorne anzufangen, - also von ganz unten.

An den Ausgangsbedingungen für die Birke würde sich in absehbarer Zeit vermutlich nichts ändern, es sei denn, die Karten würden durch einschneidende Naturereignisse neu gemischt werden. Die Birke kann von ihrem Standort nicht weg. Ihr bleibt also nichts anderes übrig, als fortwährend auf ihr Umfeld zu reagieren.

Bei dieser Beobachtung wurde mir klar, dass es auch bei einem menschlichen Leben, - einer persönlichen Karriere, auf den Standort ankommt…und auf den jeweiligen Nährboden. Auch als Mensch hat man, - so denke ich, nur begrenzte Möglichkeiten zu wählen und den einmal vorgegebenen Standort einfach zu verlassen. Weniger auf Grund von äußeren Bedingungen als vielmehr bedingt durch innere Voraussetzungen, Prägungen, entstandene Persönlichkeitsstrukturen, Verpflichtungen, was mindestens genauso behindernd sein kann. Dieselbe Birke wäre als freistehender Baum an einem ruhigen Flussufer schon wesentlich weiter gewesen in ihrem Wachstum. Als Mensch kann man sich seinen Ursprungs - Standort und den dortigen Nährboden im allgemeinen Weltgeflecht auch nur sehr bedingt aussuchen und/oder beeinflussen. Es beginnt schon mit der Geburt. Emotionale Bindungen und soziales Umfeld haben starken Einfluss, ebenso wie Bildung, Genetik, Gesellschaftsschicht, finanzielle Möglichkeiten, Gesundheit. All dies ist im Grunde hinreichend bekannt, konsequent weiter gedacht mündet vieles in Evolution, Vorgaben und Regeln, die für alle und Alles auf der Erde gleichermaßen gelten. Manches gedeiht und wächst einfach nicht oder langsamer, als Folge der oben genannten Bedingungen. Dabei kommt es ganz darauf an, was die Pflanze, - oder der Mensch, seinem jeweiligen Standort entgegen zu setzen hat. Zähigkeit vielleicht, Ausdauer, Einfallsreichtum…?

Es kann ja auch nicht nur perfekt gewachsene Bäume mit prächtigen Kronen, dichtem Blattwerk und vor Kraft strotzenden Stämmen auf idyllischen Hügeln geben…





N° 5  Nutritious Soil








Once upon a time… I went on a hike in an English National Park as I saw an interesting scenario at the side of the footpath: a young birch tree had to share its site with a huge old oak...where ever the seed falls to the ground...
This young birch tree obviously had striven to take the most direct way to sunlight and had sprouted up a very straight, thin trunk. But then something happened, - a thick branch of the oak tree broke and was now hanging in its lower branches, blocking the sunlight from the birch trunk. Also the foliage and twigs of the oak were in its way and the birch stem had no real chance to continue its growth upwards. So the only possibility was to make a fresh start... from the bottom. Actually I could already see some tiny new shoots at the foot of the birch stem. J
In the near future growing conditions for the birch would not become any better, except maybe if the loose oak branch would be swept away by a storm but not fall on the birch trunk. Since a tree can not simply walk away and leave the scenery altogether, the only chance for it to survive is to continiously react to its direct surroundings.
When I finally walked on I couldn’t help but thinking about human starting points. I thought about the great influence the surroundings and direct living conditions have on people from his or her birth onwards, the impact such a metaphorical oak branch might have on personal lives or careers. A “nutritious soil” and handicap free environment certainly would make a difference...or wouldn’t it? Also human beings appear to have only limited possibilities to leave “the site”, the soil we were grown up on. Maybe not so much because of external settings, but more because of our inner structures. A lot depends on how we were raised, our peers, our family, implicated obligations.
The very same birch tree, if planted somewhere else, for example at a river bank with a lot of space and light around it, could have become s atrong, beautifully shaped tree by now.
A human being as well has only limited options to influence or choose his or her starting point in the greater scheme of the world. From the moment of birth,  emotional bondings and social surroundings play an important role in our lives, as much as education, class, financial standing, health, genetic hardware. All of this is well known of course and if thought through consequently much of it leads to evolution, -  rules which are binding for everything on earth
.
Some things just don’t grow well or not at all as a consequence of the above mentioned conditions. And it depends on what a plant or a human being can muster up against his own starting point: endurance maybe? Stubbornness, patience, being witty...?
After all there cannot exclusively be perfect shaped trees with full crowns, dense foliage and strong trunks standing upon ideal, idyllic hill sides...





  



Freitag, 2. Februar 2018

N° 4 Meinung - Indifferenz - Position

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Es gibt wohl nichts Schlimmeres als zu viel Meinung in einem Kopf. In so einem Kopf gibt es keinen Platz für Gedanken, keinen Raum für differenzierte Diskussionen oder Argumente. Zu viel Meinung ist hinderlich dabei eine Sache wirklich von allen Seiten zu beleuchten, ihr erbarmungslos auf den Grund zu gehen, bis man sozusagen beim Erdkern ankommt.

 

Was ist „Meinung“?

 

Meinung ist nicht gleich Position.

Meinung ist meist gleich aggressives Pochen auf eine Ansicht.

Meinung ist gleich laut schreien.

Meinung ist mit verschränkten Armen da stehen und überhaupt nichts mehr sagen.

Meinung ist gleich Voreingenommenheit.

Meinung ist gleich Starrsinn.

Meinung grenzt oft an Fanatismus.

Meinung grenzt an Zwanghaftigkeit.

Meinung kann an Despotismus grenzen.

Meinung geht oft über in Rechthaberei.

Zuviel Meinung macht unbeweglich, denn man trägt eine Betonkugel auf den Schultern, an Stelle eines Kopfes.

 

Auf der anderen Seite von zuviel Meinung steht Indifferenz, Gleichgültigkeit…ein Schulterzucken für Alles und Jedes. Seltsamer Weise trifft man häufig beides, zuviel Meinung und Indifferenz gleichzeitig in ein – und derselben Person an, - was mir ein Rätsel ist.

Mit Indifferenz reckt man sein Fähnchen in den Wind um etwaige Konflikte mit sich selbst oder seinen Mitmenschen zu vermeiden. Man tut einfach was einem gesagt wird oder das, worauf man gerade im Moment Lust hat. Dazu passen Floskeln wie:

„…was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?“

„…was soll’s? Letztendlich ist eh alles egal.“

Indifferenz ist auch der Weg des geringsten Widerstands. Ich frage mich: Ist es möglich, dass dieser Weg aus einem evolutionär bedingten Willen zu Überleben geboren wurde? Opportunismus kann eine Überlebensstrategie sein, - man vermeidet bedrohliche Konflikte. Auf jeden Fall spielt Indifferenz Despoten in die Hand. Mit Indifferenz muss man aufpassen, dass man sich nicht selbst austrickst, oder im Zick – Zack hin - und her getrieben wird, wie ein Boot ohne Steuerruder.

 

Zwischen diesen beiden Extremen steht die „Position“.

 

Eine Position ist ein verorteter Standpunkt. Dessen Koordinaten sind Argumente, bestehend aus sorgfältig untereinander abgewogenen Thesen und Theorien.

Eine Position bezieht man nach reiflichen Überlegungen. Nachdem man so konsequent wie möglich über eine Sache nachgedacht hat. Danach „steht“ man an einem gedanklichen Ort, - einem Punkt. Natürlich ist man nicht an diesem Ort festgeschraubt oder einbetoniert…man steht eben dort, in Balance, fest auf beiden Beinen.

Eine Position ist offen für ein neuerliches Überdenken derselben, wenn neue Erkenntnisse oder Informationen hinzukommen. Sie ist standhaft mit der Implikation der Beweglichkeit.
 
 
BerylliumN  :-)   
 
 
 
 
 
Opinion – Indifference – Position
 
 
 
Presumably there’s nothing worse than too much opinion in just one single human head. Inside such a head there’s no room for contemplation, differentiated thoughts get squashed between blocks of opinion. Serious analysis of a subject is impossible as much as trying to really get to the essence of it, according to data at hand and considering all aspects of the problem...because there’s no way round those blocks of opinion.
 
What does it mean to have an opinion?
 
Having an opinion does not mean to hold a position in a discussion.
 
Opinion = to aggressivley defend your one and only perspective.
Opinion = to yell.
Opinion = to stand with your arms crossed refusing to say anything at all.
Opinion = to be prejudiced.
Opinion = stubbornness.
Opinion borders on fanatism.
Opinion borders on obsessiveness.
Opinion is a chum of despotism.
Opinion gives way to dogmatism.
 
Too much opinion makes people inflexible, because they are carrying a ball of concrete on their shoulders instead of a head.
 
The opposite of too much opinion is indifference, - is not to care for anything, is a shrug for all and everything. Curiously there’s often both to be found in one person: too much opinion and indifference...it always puzzels me.
By being indifferent and not taking a side people avoid conflicts with themselves or others, after all it’s so much easier to do what you are told or solely what you feel like doing in the moment.
 
We often hear things like the following from this type of person:
 
“...why care about what I said yesterday?”
“...why bother? In the end nothing really matters anyway...”
 
Indiffernce also means taking the line of the least resistance... I’m asking myself: does this particular way of non – confrontational thinking possibly originate from an inherent, evolutionary will to survive? Opportunism can be a strategy of  survival, it gets you to avoid conflicts which might be a threat.
 
However, indifference plays into the hands of tyrants. Disadvantage here: indifferent or opportunistic characters must be careful not to outwit themselves, or find themselves being driven from here to there like a ship without a steering wheel.
 
Situated between these two extreme coordinates is the “position”, a point of view consisting of carefully balanced assumptions, theories and arguments.
A position is taken after due consideration, after consequently deliberating a subject, after taking a close look at all sides of it. By holding a position you are not “set in concrete” at that very point in the coordinates...you are simply standing there firm and balanced, with your feet on solid ground. But you are still open to re-consider, to re-evaluate and re-adjust your point of view, if new data is provided. A position can hold its ground with the implicated possibility of alteration.
 
 
BerylliumN  :-)