Sonntag, 23. Dezember 2018

N° 31 Der Umgedrehte Tag // The Inverted Day



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Jeder kennt diese Tage, keiner mag sie. Vermeiden kann man sie aber auch nicht. Sie passieren einfach, sind da. Immer unangemeldet, ohne jede Chance auf eine Vorahnung oder auch nur den kleinsten Hinweis. Weshalb solche Tage stets zum denkbar ungeeigneten Zeitpunkt kommen? Niemand weiß es. Man hatte soviel vor, wollte alles Mögliche erledigen, - und dann so was… Alles geht schief, vor allem die kleinen Dinge funktionieren überhaupt nicht. All die lästigen Kleinigkeiten und Details die einem dann so UNHEIMLICH AUF DIE NERVEN GEHEN!

Im Kopf hat man das Gefühl alles was normalerweise rechts ist heute links und/oder umgekehrt. Als hätte jemand an einer zentralen Drehscheibe gedreht. Man trifft dann zum Beispiel den Abfalleimer nicht und alles geht daneben, also muß man den Putzlumpen aus dem Besenschrank nehmen, - aber der liegt im falschen Eck und während man sich bückt und nach ihm streckt, fällt einem der Schrubber gegen den Kopf. Oder man möchte eine Vitaminpille nehmen und beim Öffnen der Dose kullern alle zu Boden, verteilen sich wie auf ein Kommando bis in die hintersten Winkel des Zimmers. Dort gibt es scheinbar zahllose Ecken und Kanten an denen man sich den Kopf anhauen kann. Dann merkt man wie sich langsam ein Kopfschmerz ausbreitet und so etwas wie resignierte Verärgerung in einem aufsteigt.

Also möchte man sich zurückziehen…aber das funktioniert auch nicht, denn heute ist überall dort wo sonst meist Ruhe herrscht, Unruhe und Tohuwabohu und auf einmal tauchen Leute auf, die man schon lange nicht mehr gesehen hat…und alle wollen irgendwas. Das die Lieblings-Kekse und aus sind und man keine Zeit mehr hat zum Supermarkt zu gehen, brauche ich nicht erst zu erwähnen, das versteht sich an so einem umgestülpten Tag von selbst. Der Lieblingstee ist natürlich auch aus, - steht ja schon auf der Einkaufsliste von vorgestern,- das möchte ich schon erwähnen!

Mittlerweile hat man sämtliche Versuche  etwas Sinnvolles auf die Beine zu stellen aufgegeben und hofft dass dieser Tag möglichst schnell vorbei geht. Aber diesen Gefallen tut er einem natürlich nicht und die Zeit kriecht dahin, mit einem höhnischen Grinsen.

Es ist jetzt 16 Uhr, die Katze hat eine lebende Maus von draußen rein gebracht, im Keller los gelassen und dann das Interesse verloren. Nachdem ich eine halbe Stunde lang versucht habe die Maus von hinter der Schrank-Regal-Rollcontainer-Zeile im Keller raus zu holen, gebe ich auf und verliere zwar nicht das Interesse aber die Nerven… Noch schnell einen Tee machen (welchen?), dann steuere ich auf die Couch zu. Wenn ich den Stöpsel dafür finden könnte würde ich mir eine Wärmflasche für die Füße machen, so aber müssen doppelte Wollsocken genügen. Ich atme tief durch, da läutet es an der Tür, - der Postbote hatte meine Briefe versehentlich in den Briefkasten des Nachbarn geworfen, na so was…wer hätte das gedacht. Möglichst schnell zurück auf die Couch ohne. Ich lege die Füße hoch und starre in die Luft, - für sagenhafte 10 Minuten geschieht nichts…zum Glück habe ich das Telefon ausgesteckt und mein Handy ausgeschaltet. Ich blicke in meine Tasse…irgendein Tee…noch 3 Stunden bis zur Bett-geh-Zeit…
 
In diesem Sinne... Allen eine erholsame und friedliche Weihnachtszeit!


BerylliumN 





The Inverted Day






Every one knows these days, no one likes them... Unfortunately there’s no real escape, no possibility to avoid them. They are just there. They “happen”, always anannounced, without the merest hint for us in advance. And why are these days always happening when it seems to be most inappropriate? Nobody knows it.
You’ve planned to do this and that? You’ve intended to finish a particular work or wanted to get a job done? Forget about it! Everything goes wrong, especially these nasty little things and important details which are getting SO VERY ANNOYING on a day like that. It’d be better for you if you don’t even tray to stay in control of things.


There is this strange feeling in your head...as if everything which normally is on the right side, now is on the left, - or the other way round...as if someone (who the hell?) has had great fun turning the big central steering wheel in the wrong direction for no good reason and now all sides are switched. Therefore you didn’t hit the waste bin with the small shovel and the rubbish dropped onto the kitchen floor. Then you went to fetch the cleaning rag from the cupboard, but it’s in the wrong corner and while you are bending down, stretching for it, the broomstick will hit your forehead. Or you want to take a vitamine pill and when you try to open the glas they will all fall to the floor, spreading everywhere, rolling towards every remote corner of the kitchen with lots of sharp edges to bang your head on. That’s the moment when you start to get a headache. Apart from that you’d really want to hit this rotten day in the face. But since this is impossible, a feeling of tired frustration takes over and you just wish to retire to somewhere quiet. But no, that’s impossible too! Today there’s hullabaloo everwhere you expect to find peace and quietude... People are showing up you haven’t seen for ages...and everybody wants something from you...
Needless to say that you’ve run out of your favourite Cookies and tea and there’s simply no time to rush to the supermarket and get some. Of course these circumstances are standard programme on inverted days...


Meanwhile you’ll have abandoned your plan to get anything useful done and probably just hope this day will pass as quickly as possible. But no again! It wouldn’t do you this favour...time is draging on itself on a VERY slow pace with a taunting smile on its face. J Ready for the next act:
It’s 4 p.m. now, - the cat has brought a living mouse from the garden and let it go free in the cellar, then lost interest.... After I’ve spent half an hour trying to chase the mouse from under the cupboards, shelves and container alongside the wall, I didn’t loose interest but my nerves and gave up. Now I definitly need a cup of tea (which one?)! So shortly afterwards I’m heading for the couch, tea cup in hand. If I could find the peg, I’d prepare me a hot-water bottle for my feet, but today an extra pair of wollen socks must do....


The first minute I sat down on the sofa, the doorbell rings, - it’s the neighbour. Obviously the postman had accidentally put my letters in his box this morning... What a surprise...!! Now back to the sofa with speed, feet on the table, grap the tea cup and...wait....nothing happens for over 10 minutes...wow! Fortunately I unplugged the telephone and switched off my mobile. Deep breath...still nothing... I look down into my cup of...any tea...3 hours until the earliest possible bed time... I take a sip, listening to a faint scratching noise from downstairs... oh, who cares!

All the best for x-mas to everybody! Enjoy a peaceful holiday!

BerylliumN

  
 









Montag, 3. Dezember 2018

N° 30 Zum 200sten geburtstag von Max von Pettenkofer



sorry guys, - this time German only. It's a bavarian/German Thing... :-)




 

Ein herausragendes Genie aus Bayern, - genauer gesagt aus dem Donaumoos, gelegen bei der damaligen Zoll-Mautstelle Lichtenheim, wäre heute 200 Jahre alt geworden.

 
Ein derartig ausgefülltes Leben in ein paar Seiten blog zu pressen ist unmöglich, - aber wenigstens ein kurzer Abriss mit den wichtigsten Fakten ist doch notwendig:

 
Er wächst als Max (Maxl) Pettenkofer in ärmlichen Verhältnissen auf. Seine Eltern haben einen kleinen Bauernhof. Am liebsten ist er draußen in der Natur bei seinem Bekannten, - dem Schäfer Leonhard, genannt „Hartl“. Der bringt ihm alles bei, was er selbst über die umliegende Natur, die Tiere, Insekten und Pflanzen weiß. Aber er muß von klein auf viel im Haus und am Hof mithelfen, weil jede Arbeitskraft gebraucht wird.

In der Schule gilt er als fleißig, aufgeweckt und intelligent, weshalb seinen Eltern empfohlen wird ihn auf eine weiterführende Schule zu schicken. Durch die Beziehungen seines Onkels, des Hof-und Leib Apothekers des Königs in der Münchner Residenz bekommt er einen Platz in der städtischen Lateinschule. Seine Einschulung war im September 1826, zu dieser Zeit hatte München gerade mal 66.000 Einwohner und er wurde am Anfang seiner Schulzeit als „Landei“ gehänselt. Aber seine Mitschüler lernten bald seine Loyalität und seinen Mut zu schätzen und bekamen Respekt vor seinen Leistungen. Nach Abschluß der Lateinschule kommt er in das Königliche Alte Gymnasium in der Herzogspitalstraße, später Wilhelms Gymnasium genannt, wo er über die Jahre nicht weniger 15 Schulpreise erwirbt.

 
Seine humanistische Bildung, die mit ebensolcher Weltauffassung einhergeht hat er zeitlebens hoch geschätzt und in Ehren gehalten. Anschließend studierte er an der Münchner Universität Pharmazie (was ein einjähriges Philosophie-Kolleg beinhaltete) mit Vorlesungen in Mineralogie, Chemie, Toxikologie und Pharmakologie. Er war aber auch an Geisteswissenschaften interessiert und belegte Nebenfächer wie Geschichte, Literatur, Fremdsprachen und Kunsthistorik. Sein Geist war also nie nur einseitig orientiert.

 
Ab 1839 ging Max dann bei seinem Onkel, dem Hofapotheker Franz Xaver Pettenkofer in die Lehre. Allerdings gab es Streit zwischen den Verwandten, weshalb er seine Lehre unterbricht und einen „geistigen Ausflug“ in die Theaterwelt unternimmt um als Schauspieler am Regensburger Theater zu arbeiten. Zum Glück für die Welt der Wissenschaft kehrte er aber bald nach München zurück und nahm sein Studium wieder auf, - diesmal in Pharmazie und Medizin, welches er mit der bestmöglichen Note abschloß. Bei seiner Dissertation unternahm er seinen ersten Selbstversuch mit der zu beschreibenden Heilpflanze. Ein Beweis von vielen für seine Hingabe an Wissenschaft und Forschung, die er in seinen 83 Lebensjahren stets bewiesen hat. Max Pettenkofer war unermüdlich mit eben dieser Hingabe und Leidenschaft auf all jenen Gebieten tätig die ihn interessiert haben oder ihm zugetragen wurden und hat dabei im Grunde immer „die bestmögliche Note“ erreicht. :-) Hier die bekanntesten Errungenschaften die wir ihm zu verdanken haben:

 
1.) Der Arsen-Nachweis bei gerichtsmedizinisch relevanten Autopsien.

 

2.) Der zuverlässige Nachweis von Gallensäure.

 

3.) Die Entdeckung des Kreatinins, - und damit ein überaus wichtiger Beitrag zum Verständnis der Funktionsweise der Nieren.

 

4.) Während seiner Anstellung im bayerischen Münzamt die Entdeckung des Platins und demzufolge die Verbesserung der Gold/Silbertrennung.

 

5.) Die damals revolutionäre Erkenntnis über die Instabilität verschiedener Elemente.

 

6.) Die Enträtselung des Geheimnisses wie das „Hämation“, das sehr wertvolle, rote pompeianische „Blutglas“ hergestellt werden kann.

 

7.) Die Einführung des Studiengangs Hygiene an der Universität München und dessen schrittweiser Ausbau.

 

8.) Entdeckung eines Verfahrens um deutschen Zement erheblich aufzuwerten und ihn damit dem englischen „Portland“-Zement anzugleichen, - zur Freude des deutschen Bauwesens.

 

9.) Die Optimierung der Zusammensetzung von Holzgasleuchten, die für die Beleuchtung öffentlicher Räume benutzt wurden.

 

10.) Die Lösung des sogenannten „Grauschleier-Problems“ bei alten Ölgemälden. Wichtig für deren Restauration.

 

11.) Wichtige und innovative Erkenntnisse über Innenraumbelüftung und die daraus folgende Bauweise von Häusern.

 

12.) Ebenso essentielle Erkenntnisse zur Reinhaltung der Luft und erste Entdeckungen über Feinstaub (!), sowie die Einführung von Lebensmitteltests.

 

13.) Und, - dafür ist er wohl am besten bekannt: sein Kampf gegen die Cholera. In langjähriger Forschungsarbeit fand Max von Pettenkofer die Ursachen für die Verbreitung des Cholera-Erregers.

 
...und konnte in einem zähen Kampf die entsprechenden Personen davon überzeugen die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, - nämlich dem Bau einer Schwemm-Kanalisation in München (bzw. darunter). Bis dahin, also bis ca 1880, hatte München nämlich nur Sickergruben. Es mußten sämtliche Straßen aufgerissen werden, die (größtenteils undichten) Sickergruben ausgehoben und zugeschüttet werden...ein immenses Bauvorhaben mit den unausbleiblichen Folgen für die Anwohner: Lärm, Schmutz und starke Geruchsbelästigung.

Zudem mußte für sauberes Trinkwasser gesorgt werden und Max von Pettenkofer drängte auf eine Anbindung an das Mangfall-Tal...wovon München noch heute profitiert. Des weiteren wurde ein zentraler Schlachthof eingeführt um unkontrollierte Verschmutzungen des Erdreiches weitgehendst zu vermeiden. Teilweise waren die von Pettenkofer geforderten Maßnahmen nicht gerade populär, weil sie eben für manchen Münchner Unannehmlichkeiten brachten, konnten aber trotzdem zum langfristigen Wohle Aller durchgesetzt werden, wofür man aus heutiger Sicht nur dankbar sein kann…

 
1883 wurde Max Pettenkofer schließlich von König Ludwig II in den Adelsstand gehoben und hieß fortan Max von Pettenkofer. Seine zahlreichen anderen Auszeichnungen kann man problemlos im Netz nachlesen.

 
Leider wurde dieser großartige Wissenschaftler in seinen letzten zwei Lebensjahren zunehmend von gesundheitlichen Beschwerden geplagt, für die es zu seiner Zeit noch keine adäquaten Heilmittel gab. Möglicherweise hätte er sie erst selbst erfinden müssen… ;-) Er hatte starke Schmerzen und die Befürchtung sein Verstand könnte ihn langsam verlassen. Dies veranlasste ihn dazu sich am 10.02.1901 das Leben zu nehmen. Er erschoss sich mit einer Pistole.

 
Warum schreibe ich etwas zum 200sten Jahrestag seiner Geburt? Nun, zum Einen ist mir beim Lesen seiner Biographie klar geworden was man ihm und seinem Wirken alles zu verdanken hat, und zwar ganz konkret im heutigen, alltäglichen Leben. Zum Anderen habe ich sehr großen Respekt vor seinen Denkansätzen, denn sie umspannten oft mehrere wissenschaftliche Gebiete, waren mutig und innovativ, ohne in Größenwahn oder Selbstüberschätzung umzuschlagen. Zudem waren sie gekennzeichnet von präziser Analyse die mit großer Hartnäckigkeit voran getrieben wurde bis ein Ergebnis in Sicht war. Auch das ist ein harter Weg, der leider oft gescheut wird. Und zu guter Letzt schätze ich die Art, wie er sein ganzes Leben seinem Beruf gewidmet hat, und das offenbar ohne zu einem verbohrten Quälgeist zu werden.

 
All dies zusammen genommen stellt für mich das genaue Gegenteil von Kleingeistigkeit dar.

 
Danke, Max von Pettenkofer für alles!    R.I.P

 

 
BerylliumN 


 
 
 
 
  



Mittwoch, 14. November 2018

N° 29 Ein Fadenwurm parkt ein? // A Nematode Can Park a Car?



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Oft sind es die kleinen Randnotizen in Zeitungen oder kleine Bemerkungen in Rundfunk und Fernsehen die tief blicken lassen und/oder Fragen aufwerfen. Wenn man sie überhaupt entdeckt, sich die Mühe macht sie zu lesen, darüber nachzudenken und sie in den enormen alltäglichen Informationsfluss einzuordnen… „Ein Wurm parkt ein“, lautete unlängst die Überschrift einer solchen kleinen Notiz im Wissens-Teil einer deutschen Tageszeitung. Überfliegt man den kurzen Text nur, lacht oder schmunzelt man vielleicht darüber, denkt sich „wie kurios!“ und blättert weiter. Bemüht man sich aber das Geschriebene wirklich zu verstehen, werden die Falten auf der eigenen Stirn immer tiefer...und lachen kann man auch nur noch bedingt:

 
Zunächst geht es darum, daß Wissenschaftler das Nervensystem eines Nematoden, - des oben genannten Fadenwurms (haardünn, ca. 1mm lang) am Computer nachgebaut haben und es mit geeigneten Lernalgorhitmen so lange trainiert haben, bis es ein Schuhschachtel kleines Auto voller Sensoren in eine Parklücke einparken konnte...“kurios!“ könnte man jetzt wie gesagt denken und die Zeitung einfach weglegen. Fertig. Aber: was impliziert dieser erste Abschnitt alles?

 
1. Im Nervensystem dieser winzigen Lebensform sind offenbar die Grundlagen für Lernfähigkeit und adaptives Verhalten gegeben.

 
2. Das bedeutet, daß selbst im Kleinsten unseres Großen Ganzen mit und in dem wir co-existieren, die  Anlagen vorhanden sind die auch für komplexe Systeme angewendet werden.

 
3. Es untermauert Darwins These, daß sich die Lebensformen aufeinander aufbauend entwickelt und entfaltet haben/worden sind...wie auch immer.

 
4. Offenbar ist man fähig mindestens Teile dieser grundsätzlichen Anlagen am Computer nachzubauen und diese mittels bestimmter Methoden je nach Wunsch zu manipulieren bzw. zu trainieren.

 
Die hierbei genutzte „natürliche Anlage“ ist der Reflex des Wurms sich bei Berührung zurück zu ziehen. Dieser Reaktions-Reflex wird für die Impulsgebung des Lenkens und Beschleunigens des Fahrzeugs (Schuhschachtel…) genutzt, d.h. ein reaktiver Nervenimpuls wird in eine gewünschte Handlung umgesetzt. Donnerwetter! Wie funktioniert das? Offenbar hat man eine spezielle Variante rückgekoppelter neuronaler (also aus Nerven bestehender…?!) Netzwerke entwickelt, sogenannten RNN. Diese haben „quasi“ eine Gedächtnis-Funktion und können durch Feedbacks und Erfahrungen lernen (Lernalgorhitmen). Laut dem Artikel bilden diese RNNs die Grundlage für künstliche Intelligenz in verschiedenen Anwendungen (Apps…!), von Spracherkennungssoftware, - etwa in Smartphones, bis zu virtuellen Spielern.

 
Natürlich werden (bislang?) keine organischen Nervenzellen in elektronische Geräte verbaut, sondern die Systeme werden am Computer konstruiert und vmtl. auf Schaltkreise im Nanobereich übertragen. Das erklärt warum man sich an so einfache Organismen als Vorbild hält wie Fadenwürmer, - sie sind nicht zu komplex aufgebaut. Im nächsten Abschnitt wird die Besonderheit des Fadenwurm-Vorbildes beschrieben:

 
Weil es aus dem „echten Leben“ stammt und auf Überleben in einer konkreten Umwelt ausgelegt ist, ist es reaktiv und wandelbar. Deshalb ist es effizienter. Wie das? Nun, - offenbar ist das gewöhnliche RNN-Model starr, es gibt zwischen dem einen Neuron und einem anderen nur eine unwandelbare Verbindung, die strikt festlegt, Zitat: „wie stark das eine Neuron die Aktivität des anderen beeinflußt.“, das bedeutet wohl auch, daß man viele einzelne Schritte (und damit auch Energie und Platz) braucht um komplexere Aktionen abzurufen… Verständlich, ist ja auch nur ein Nachbau von etwas natürlichem... Aber dann kommt ein überaus interessantes Zitat: „In unseren neuartigen RNN ist diese Verbindung eine nicht-lineare Funktion der Zeit.“ Was genau bedeutet „nicht-lineare Funktion der Zeit“? Den Begriff linear in Bezug auf Zeit verstehe ich als Bezeichnung für eine Abfolge von einem festgelegten Anfang zu einem festgelegten Ende (oder anders herum wenn man phantasievoll seien will), - etwa wie auf den Tag die Nacht folgt und dann der nächste Tag. Nicht-lineare Zeit wäre nicht an diese festgelegten Abläufe gebunden…???!! Das entspricht zwar meinem persönlichen Empfinden und meinen Vermutungen zum Wesen der Zeit, aber wie sieht diese mathematische Funktion aus? Und noch viel interessanter: wie kann man diese Berechnungen zu nicht-linearer Zeit in tatsächliche Handlungsabläufe in der „echten“, physischen Welt umsetzen??! Als Umsetzungs-Beispiel werden in dem Artikel selbstfahrende Autos erwähnt…

 
Im letzten Abschnitt des kleinen Artikels werden noch Kritikpunkte an dem Verfahren von Wissenschafts-Kollegen erwähnt. Dabei ist interessant, dass sich ein Kritiker auf bessere Problemlösungen bei klassischen neuronalen Netzwerken beruft, die vor rund 30 Jahren angewendet wurden. Das heißt, daß man schon seit ca. 1988 an derartigen Verfahren und Funktionsweisen arbeitet. Aha. Und was sind klassische neuronale Netzwerke von damals und inwiefern waren die besser?

 
Ich bin jedenfalls gespannt auf die angekündigte Publikation des entsprechenden Wissenschaftlers in ca. 6 Monaten und werde in diesem Fall sogar aktiv nach ihr Ausschau halten im Netz.

 
Aber warum schreibe ich über solche Dinge? Nun, zum einen weil ich es erstaunlich finde, daß solche wirklich wichtigen Informationen nur so wenig Platz bekommen in Tageszeitungen. Zum anderen, weil ich mich wirklich für das Thema interessiere und schließlich, weil ich weitere „menschliche Lücken“ kommen sehe. Denn, wenn der Wurm das Auto fährt und einparkt, Telefonate entgegennimmt, das Haus putzt, Bestellungen ausliefert…was machen dann die Leute? Vermutlich ein online Spiel auf dem Smartphone (gegen einen Wurm), oder sie arbeiten noch mehr, - am mit und an was?

 
Hmmmmmm…..

 
Wer weiß? Vielleicht ist es ja gar nicht mehr so weit bis zum Gartenarbeit-Roboter für schreiende User-Onkels… :-D

 

 
BerylliumN  








N° 29  A Nematode Can Park a Car!

 

 
Often the small notes in a newspaper or passing comments on the radio are the ones which bear the really interesting information and are truly revealing. Of course one has to make a little effort to notice them, like listening or reading attentively, otherwise you‘d miss them within this constant storm of media input. I wonder if this is intended… And when you detected them you‘d still have to give them a moment of your time and think about what you just heard or read. „A Thread Worm Parking a Car“ was the titel of such a small note in the science part of a German daily newspaper. If you only skim briefly through the text, you might laugh and think „how curious!“, before you turn the page and get on with your morning routine. But if you can‘t help wanting to scrutinize each and everything once it caught your attention (like me) and make the effort to re-read it until you fully comprehend it, the lines on your forehead deepen and you cannot really laugh anymore either:

 
The first part of the article tells the reader about the successful attempt of a scientist to copy the central nervous system of a Nematode on the Computer and trained it with adequate algorithms up to a point where it could actually park a car the size of a shoebox in a parking gab which was equipped with all kinds of different sensors. So far so good. But what does that information implicate?

 
1. In the nervous system of this tiny creature the basic principles of learning strategies and adaptive behaviour are inscripted.

 
2. That means that even the tiniest life-forms have the same basics that can be found in the more complex big picture, - the world, with and within which we have to coexist.

 
3. It also confirms Charles Darwins thesis of the evolution of the species from simple to more complex (building upon one another).

 
4. Obviously bioinformatics is capable of copying at least parts of these natural predispositions at the computer and training them with specific techniques to their wishes... And that they are doing it indeed.

 
The particular predisposition in use for the above-mentioned endeavour is the natural reflex of the Nematode to contract when touched. This reflex gets used to give the impulse for steering and/or accelerating the shoebox-car...and that means a neural impulse is transferred purposefully into a desired action! Gosh! How do they do that? Well, apparently they developed a specific version of a recurrent neural network (RNN), - or presumably rather a model of that. I hope. This specific RNN has some sort of memory-function and is able to learn from feedback and experience, - so called „learning-algorithms“. According to the article these RNNs are the basis for artificial intelligence in various applications, i.g. voice recognition or virtual Go-Players.

 
The naming of this technique is a bit confusing, for „neural“ network sounds like real organic material to me, but as far as I gathered they talk about copied models at the PC, which are transferred onto micro- chips at the nanoscale. This explains why scientists stick to simple organisms, - like Nematodes, because they are easier to reconstruct. But in the next paragraph of the article the distinctive feature of the Nematode-concept is described:

 
Because it resembles „real life“ and therefore is made for survival under ever changing conditions in a very concrete and tangible environment, it is reactive and variable...which makes it more efficient. Why in particular? Well, obviously the „normal“ RNN-model which is not taken from the example of the Nematode, is too rigid and...sort of „bulky“:  there is always just a single, invariable connection between one neuron and the other determining the proportion of the activity of a neuron. This means more intervals are required (and therefore more space and energy) to get coplex actions going. Then there is a very interesting quote: „Within our new RNN this connection is a non-linear time-function“. What exactly does non linear time-function mean? I understand the term linear regarding to time is a denotation for a determined sequence between a beginning and an end (or the other way round if you want to be imaginative), - i.g. after day there will be night. But non-linear time wouldn‘t be bound to this determined direction???!!!

This definitely agrees with my own point of view regarding to the essence of time itself and my presumptions…but what kind of non-linear function might that be? How would the math look like? Would I understand it, - at least its basics? And, - maybe even more interesting: how can this kind of math-equation get transferred into live action, i.g. in a car?

 
The last paragraph of the article points out some critics of the Nematode-RNN-model from fellow scientists. For me the most astonishing aspect of the critisism is that one other scientist is referring to a model called „classical neural-network“ from over 30 years (!) ago, - which in his opinion was /is more efficient. That means there has been research since around 1988 involving neural networking! All right... And what exactly are classical neural-networks? And why are they better? I‘m curious to read the announced publication of the Nematode-RNN scientist, which should be due within 6 months, - so they say. This time I will deliberately watch out for it.

 
Maybe a garden-work robot for the demanding user-uncle will sooner be available as one might think… :-)

 
And apart from that, - why am I writing about such things? Well, partly because I think it is puzzling how really important things only get small spaces in newspapers, partly because I take a genuine interest in the subject. And last but not least because I can see another human void coming (or many of them). For, if the worm drives and parks the car, answers telephone calls, cleans the house, delivers people‘s orders... what are people doing then? Presumably playing an online game on the smartphone (against a worm) or maybe working even harder? But what are they going to work with or at?

 
Hmmmm…..

 
BerylliumN



       
 



 

 



Freitag, 19. Oktober 2018

N° 28 Über Kunst und Lücken, oder: Danke Bansky! // About Art and Voids, or: Thank You Bansky!


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In den letzten Jahren fällt mir auf, dass ich von „Lücken“ umgeben bin. Natürlich keine tatsächlichen, physikalischen Lücken, - zum Glück. Eher Lücken in der Kommunikation, Lücken im Umgang mit Privatpersonen. Denn dort wo früher alle waren, ist jetzt keiner mehr. Welche Orte meine ich? Größtenteils meine ich geistige Orte. Wenn man sich selbst gerne tiefgehender auf Kunst einlässt, muß man bald feststellen, dass man an dem jeweiligen geistigen Ort alleine ist. Speziell bildende Kunst hat einen schweren Stand. Die Leute brauchen nicht mehr großartig in Gemälde oder Photographie zu investieren, sie können sich alles im Internet anschauen, in null Komma nichts von einem Bild zum nächsten zappen, für jedes einen kurzen Augenblick, den Bruchteil einer Sekunde. Dazu muß man auch nirgends hingehen, extra einen bestimmten Ort aufsuchen. Man kann sich Kunst an der Bushaltestelle ansehen, im Bett, auf dem Klo, in der S-Bahn. Wozu also in eine Ausstellung gehen oder gar ein Gemälde erwerben, - man müßte sich auf ein Exemplar festlegen, das man dann für lange Zeit hat und immer wieder anschauen würde. Wie langweilig, - wo es doch Millionen andere Bilder auf dem Smartphone zur Ansicht gibt oder auf dem PC. Will man wirklich etwas für eine Wand zu Hause, kann man sich einfach etwas herunterladen und ausdrucken (lassen), im handlichen Format. Gefällt einem das nicht mehr, beschafft man sich einfach das nächste. Kein Problem, ist ja billig. Mit Photographien verhält es sich ähnlich, - dank Photoshop und privater Photobuch-Erstellung ist auch hier Abwechslung und kostengünstige Selbstversorgung garantiert.

Hier entsteht die Lücke in der Dauer, die genaues Hinsehen und längeres Verweilen bei einer Sache oder einem Objekt ermöglichen. Diese Lücke setzt sich fort und dehnt sich aus, wenn man mit den Leuten über Details von Kunstwerken, Filmen, Musik reden möchte. Dabei können Einzelheiten, Nuancen unheimlich wichtig sein und es kann sehr interessant und bereichernd sein über sie zu sprechen. Dabei muß man nichts zerreden oder zerpflücken, aber ein Austausch jenseits der Gemeinplätze und Klischees hat seinen Wert. Für längere Gespräche hat man als fleißiger User aber keine Zeit, - man könnte etwas verpassen, was gerade online geschieht.

Dann frage ich mich: was ist wirklich wichtig für meine Mitmenschen? Womit befassen sie sich die meiste Zeit? Der Focus liegt auf dem Nutzen von Möglichkeiten. Es sollten immer möglichst viele Auswahl-Möglichkeiten zur Verfügung stehen und man sollte unbedingt die Ausstattung haben um sich dieser Auswahl bedienen zu können...sie „nutzen“ oder „anwenden“ zu können (siehe letzter blog N° 27). Dabei will man unabhängig sein von persönlichen Standorten oder (Öffnungs-)Zeiten, - die einzige Abhängigkeit die man akzeptiert, ist die vom www und dessen Verfügbarkeit.

Die Lücke entsteht aber nicht nur im Inhalt der Kommunikation, sondern auch  in ihrer Form. Die Leute versuchen auch dafür das www und seine Erscheinungsformen zu nutzen und direkte Kommunikation von Mensch zu Mensch möglichst zu vermeiden. Man soll doch eine e-mail schreiben, anstatt anzurufen, oder eine whatsapp, oder sich über die sozialen Medien melden. Ist man nicht ständig online, entsteht dabei auch eine zeitliche Lücke, denn  die Antwort ist nicht direkt, man mail oder sms warten.

Kunst auf dieselbe Art „nutzen“ zu wollen wie man eine Pizza-Service-App nutzt halte ich für fragwürdig. Kunst hat eine ähnliche Funktion wie ein Stolperstein, oder ein sperriges Element, das sich einem (manchmal unvermittelt) in den Weg stellt. Kunst ist das genaue Gegenteil von Lücke. Sie soll zum Innehalten, Staunen, Reflektieren anregen. Natürlich kann sie dabei auch schön sein, - muß es aber nicht unbedingt… Wie bei einem Menschen fesselt einen nicht notwendigerweise nur Schönheit. Es kann auch „das gewisse Etwas“ sein. Manchmal ist etwas sogar so häßlich, dass es fast wieder schön ist. Oder da ist etwas was man nicht ganz und gar verstehen oder erfassen kann, und deshalb möchte man sich intensiver damit beschäftigen.

Leider läßt sich die Kunst seit einigen Jahren viel zu sehr vor den Karren des use-it Geistes spannen indem sie versucht in ihm mitzufahren. Dadurch, daß Kunst versucht genau dort zu sein wo alle sind (www), wird sie selbst zur Lücke, - löst sich in der Lücke auf, ist nicht mehr sperrig. Kunst User-kompatibel gemacht: slick, clean, durch-designed, schnell austausch- und leicht abgreifbar.

Natürlich muß auch ein Künstler von irgendwas leben und es ist traurig, dass man gezwungen wird sich selbst als used „User“ in der virtuellen Welt angemessen zu präsentieren um wahrgenommen zu werden (was zusätzlich viel Zeit und Energie kostet), und/oder einen zeit-intensiven Nebenjob zu machen. Aber es ist eben nicht nur traurig, sondern auch gefährlich. Denn so wird man als Kunstschaffender dazu verführt die einfachsten Wege zu gehen, sich Stromlinien-förmig zu machen. Man kämpft nicht nur um materielles Überleben, sondern auch noch gegen Zwänge (oder mit Zwängen) von Übereinkünften die als „modernes Leben und Arbeiten“ definiert werden. Diese Übereinkünfte werden zu erheblichen Teilen von Werbung festgelegt und dirigiert und dienen hauptsächlich den Interessen der Kapital-schaffenden. Ich will nicht sagen, daß es nicht auch diese Spezies geben muß, um als Zivilisation zu existieren. Aber als Künstler sollte man wissen wo man steht, -  nämlich im Verhältnis zu jener Spezies wie der Adler zum Jäger.     

Aktionen wie die von Bansky bei Sotheby‘s sind daher ein Segen, denn sie erinnern an diese Verhältnismäßigkeit. Und es ist gut, dass ein so bekannter Künstler wie er so etwas tut, denn er kann es sich finanziell leisten und wird von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen...in der Lücke und als sperriges Element.


BerylliumN







N° 28   About Art and Voids, or: Thank you Bansky!


For quite some time now I feel like being surrounded by voids. Not actual, physical voids obviously, but voids in communication and contact with people, because at places where everybody used to be, there is hardly anybody now. What places am I talking about? Well….mostly spiritual places... and I don‘t mean esoteric stuff! I mean, if you are a person who likes to really go in for art, you might probably find yourself alone at this particular intellectual place especially when you are into visual arts. People don‘t need to buy a painting, a photography, music, films etc., or go to places in order to look at it or listen to it nowadays, - they can zap through loads of it on their smartphone or i-pad or computer, in like no time at any place they like. They can watch a movie on a park bench, listen to music on the bus, see paintings of any artist they want where ever they are, - even on the loo. So why actually go to see an exhibition or buy a painting and hang it in your flat? You would have to settle yourself with this one option and get back to it again and again. What a scenario for a modern person...that much of a commitment! And so boring...not to speak of all the other paintings this person would miss while contemplating about just the one on his or her wall…

And even if you decided to get one particular image for your apartment, you still don‘t have to get involved with artists or art-dealers, - you can simply download a version and print it yourself and put it in a clip-frame. Simple and cheap. Or if you prefer photographies...no problem, it‘s the same procedure and thanks to photoshop and do-it-yourself photobooks you can either use your own material and edit a picture, or sample some from the net, - availability and diversion granted. Here the void arises in the durability which contemplation and patient observation would offer. This void expands and continues if you try to talk with people about details of artwork, films or music. I think fine nuances are often important or even crucial and it can be very interesting and inspiring to discuss them. It‘s not necessary to flog matters to death of course, but communication beyond platitudes certainly has its value. Unfortunately the keen User hasn‘t got time for that…he might miss something extraordinary happening online…

I‘ve been asking myself: what is really important for my fellow-human beings? What are their most beloved occupations? The focus clearly is on the ability to use options, to have as many possibilities on hand as...well...possible. :-) And to have the adequate equipment for it (q.v. blog N° 27). People want to be independent of opening hours or location. The only kind of dependency they accept is on the www and its availability.

The void doesn‘t only occur in the contents of a communication, but also in its form. People tend to avoid human contact and transfer as much communication to electronic devices as possible.
There‘s always the suggestion to better write an email or Whatsapp or use social media. If you don‘t want to be constantly online, gaps in conversation are inevitable.

To use art in the same way as a Call-a-Pizza-App for me seems highly questionable though. Art doesn‘t work like that. Art is meant to be cumbersome and demanding, - it demands involvement of the receiver and some kind of commitment. Art is the antipode of a void, it is meant to amaze, to have impact and to be an incentive. It might even be nice (or beautiful), but not necessarily, - attractive as it „attracts“ attention, yes...but as with human attraction, it can also just have „that certain something“ or be so damn ugly it starts to get nice again (or particularly interesting). Or there might be something to it which we can‘t quite understand, so we feel the urge to take a closer look.

Unfortunately over the last decade art became a servant of the „using-spitrit“  by getting used. In trying to be where everybody else is, - namely the www, itself becomes a void, dissolves in the vacuum, stops being cumbersome, art made User-compatible: slick, clean, well-designed, quick exchangeable and easy to get a grip at.

Of course, - artists do need money to exist. But it is a sad fact that artists are forced to take care of representing themselves in the virtual world of the net...the used User…to get noticed and acknowledged. Taking care of that also consumes a lot of energy and money, as well as the other option: taking on under-payed part-time jobs

But this is not just sad, it‘s also dangerous. Because by collaborating with the User-spirit artists are seduced to choose the easy way and become streamlined. So as an artist you do not only have to fight for direct survival, but also against the coercions imposed by common agreements defining „modern lifestyle and work“. These agreements largely get determined and manipulated by advertisers to serve the interests of capital-raisers. I‘m not saying this species hasn‘t got its validity for a civilization… But as artists we should know our place: our relation to this other species should be like the relation of the eagle to the hunter.

Considering all that, Happenings like Banskys at Sotheby‘s shine like a light bulb because they are a reminder of this above-mentioned ratio. And it is a good thing a well known artist like he did it...for he can afford it financially and his actions are perceived by a wide public...in the void and outside it. ;-)


BerylliumN
 









Donnerstag, 11. Oktober 2018

N° 27 User Teil II // User Part II

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Kürzlich bin ich in einen in einen Media Markt gegangen um einen neuen DVD-Spieler zu kaufen. Zu meiner Überraschung sagte mir der Verkäufer, daß es nicht mehr so viele Modelle gibt mit einem DVD/CD – Laufwerk. Auf meine Frage wie man denn sonst Filme sieht die nicht im Fernsehen laufen und ohne dabei ins Internet zu müssen runzelte er die Stirn und sah mich erstaunt an. Man kaufe sie eben on-line und lädt sie sich herunter auf die Festplatte. Diese Festplatten mit größerem Speicher seien meist ohnehin in den neuen Fernsehgeräten integriert. Als ich ihn dann fragte, was man macht wenn die Festplatte voll ist, schmunzelte er in sich hinein und meinte dann müsse man eben etwas löschen…

 
Zum Glück (für mich ganz persönlich) gab es noch den einen oder anderen „normalen“ DVD-Spieler und wenig später verließ ich mit einem Exemplar den Store. Allerdings ließ mir das Ganze keine Ruhe, -  es ging los mit der Kontemplation und mich beschlich langsam aber unaufhaltsam die Erkenntnis, daß man auch in diesem Teil des Lebens zu einem Benutzer, - einem „User“ erzogen wird: man besitzt geistiges Gut nicht mehr in Form von greifbaren Dingen, wie Büchern, Ton – und Bildträgern (CDs und DVDs o.ä.), wirklichen Gemälden oder Photographien, sondern man kauft, leiht oder least Daten. Diese Daten lädt man von großen Daten-Sammellagern oder Speicherplätzen herunter auf ein privates kleineres Datenlager, - einen Kindle, den persönlichen Computer, den Fernseher, das Smartphone, etc.

 
So wird man vom Kunden zum Nutzer, zum „User“. Für sein Geld erhält man eine Benutzungs-Option beziehungsweise digitale Daten an Stelle von Gütern, die man anschließend selbst verwalten muß, indem man sie auf einem dafür ausgelegten Gerät speichert, immer wieder speichert, oder löscht. Eine weitere Aufgabe die einem bei diesem Deal zufällt ist dafür zu sorgen, daß man die entsprechenden Geräte zur Verfügung hat die auf dem neusten Stand sind (wie etwa den Fernseher mit integrierter Festplatte). Es reicht also nicht mehr aus ein Buch aufzuschlagen um mit dem Lesen beginnen zu können, - man benötigt drei Dinge dazu: ein Datenspeicher-Gerät (den Kindle), Elektrizität (Netzteil oder Akku) und die Software um die Daten zunächst erhalten zu können (auf dem Kindle). Ach ja! Und natürlich eine Verbindung zur virtuellen Welt des www. Also sind es eigentlich vier Komponenten. Trotzdem wird behauptet dies sei unkompliziert und praktisch…? So oder so ähnlich verhält es sich mit Photographien, Bildern im allgemeinen und Musik. Zugegeben, man spart sich Lagerplatz (Regale etc) und Gewicht. Gut. Aber unkompliziert sieht für mich anders aus. Ich erlebe auch oft im Freundes – und Bekanntenkreis, wie die, Leute viele viele Stunden damit zubringen ihre Geräte in Gang zu setzen oder am Laufen zu halten, oder sich bemühen die „effizienteste“ Vorgehensweise zu erlernen, um die Daten möglichst vorteilhaft (oder überhaupt) verwalten zu können. Manchmal macht das Gerät irgendetwas mit dem der/die Benutzer/in nicht gerechnet hatte und dann dauert es oft lange bis herausgefunden werden kann was genau falsch gelaufen ist.

 
Außerdem ist da noch etwas anderes: ich persönlich sehe mir Filme die ich, - aus welchen Gründen auch immer, für besonders gut halte, gerne öfter an. Manchmal mehrmals hintereinander. Manchmal komme ich über längere Zeitspannen immer wieder darauf zurück. Deshalb habe ich mir solche Filme auf DVD gekauft, und diese Investition hat sich für mich bisher stets gelohnt…genauso wie bei CDs oder Büchern. Was also wenn es keine DVD oder CD - Spieler mehr geben wird? Und keine „echten“ Bücher? Nun, man könnte sagen (wie der Verkäufer): einfach was löschen und wenn man es wieder haben will erneut herunterladen. Tja, - zum Einen habe ich schon des öfteren bemerkt, daß es manche, etwas speziellere Filme (nerd stuff) gar nicht, oder nicht mehr gibt, zum Beispiel Filme die nicht von vielen Leuten geschaut werden. Zum Anderen möchte ich nicht jedes Mal einen Computer benutzen müssen wenn ich mir zum x-ten Mal denselben Film ansehe oder dasselbe Album höre…Und nicht zuletzt folgendes: was ist wenn einmal irgendjemand oder irgendetwas (Computer-Algorhythmen) beschließt, daß dieser oder jener Film überhaupt nicht mehr geschaut, diese oder jene Musik nicht mehr gehört, oder jenes Buch nicht mehr gehört werden soll…? Ich denke, es dürfte um einiges leichter sein Daten aus Clouds oder von Massen – Servern zu löschen, als alte DVDs, CDs oder Bücher ausfindig zu machen und diese zu vernichten. Natürlich ist es auch leichter nur virtuell vorhandenes Allgemein-Wissen zu kontrollieren und zu manipulieren.

 
Paßt dieser „Leasing-Spirit“ vielleicht dazu daß wir als Einzelpersonen weniger Platz für uns zu Verfügung haben weil es einfach immer mehr Menschen auf der Erde gibt? Der Planet ist voll. Zudem geben wir uns als Spezies alle erdenkliche Mühe die natürlichen, regulativen Mechanismen auszuhebeln die normalerweise dafür sorgen würden daß eine Art wieder dezimiert wird, wenn zu viele Individuen derselben überlebt haben. Zum Beispiel wenn mehr Nachkommen nach einem sogenannten „fetten Jahr“ mit großem Nahrungsangebot überlebt haben. Das führt zu großem Konkurrenz-Druck untereinander und in Folge dessen wird das Überleben für die Einzelnen wieder schwieriger. Da hat die Natur die Rechnung ohne „Homo Sapiens“ gemacht! Allerdings hat alles seinen Preis…

 
Der Preis dafür daß wir die Natur austricksen ist unter anderem daß wir in kleine Wohnungen gezwängt werden und als gleich-geschaltete „User“ - Masse nur noch leihen und nutzen und anwenden. Stau-Raum brauchen wir kaum mehr. Greifbare Güter zu besitzen und zu bewahren wird als unpraktisch und kompliziert empfunden. Bei all dem Konkurrenzdruck haben wir sowieso nicht all zu viel Zeit für so etwas, denn die kleinen Wohnungen sind teuer. Ebenso all die Technologie die wir benötigen um diverse Daten nutzen zu können und für all die Geräte, die uns das Leben erleichtern sollen, - es komfortabler und „praktischer“ machen. Diese Geräte müssen außerdem installiert und gewartet werden…

 

Andere Spezies haben neben uns auch immer weniger Platz und werden eingeteilt in „Nutz-Tiere/Pflanzen, Schädlinge/Unkraut und „Sonstige“. Allerdings werden diese „genutzt“ ohne Leihgebühr. Wie schön! Wie wäre es also mit einer kostenlosen App: das Smartphone ist mit dem Computer im Kühlschrank verbunden und schickt mir eine sms wenn die Milch in ihm zu verderben droht oder alle ist, dann bekommt eine Kuh in einem Stall eine sms, sodaß sie zur vollautomatischen Melkanlage geht. Anschließend wird die Milch von einem Roboter abgefüllt. Dann macht sich R2D2 mit fertigen Milch-Tetra-Packs auf den Weg zu mir nach Hause mit Hilfe von integrierter GPS-Navigation...oder noch einfacher: ich lade mir eine Anleitung zur Herstellung von synthetischer Milch herunter und bestelle mir die Zutaten im Netz (mit Express-Lieferung). Wenn ich es nicht auf Anhieb hinkriege sehe ich mir einfach ein Lehr-Video auf youtube an… ;-)


 

Möge die Macht mit Euch sein!

 

BerylliumN








N° 27 User Part II

 

 
Not long ago my DVD player broke down and I went to a Media Market to get a new one. To my astonishment the shop assistant explained to me there weren‘t so many models available anymore with an actual CD/DVD-R/RW. I asked him how I was supposed to watch DVDs without them. Now the astonishment was on his side and he told me with a pitiful smile I could simply download any film I like and save it on an integrated hard disk, which apparently most TVs have nowadays. Or I could buy a „DVD-Player“ with a hard drive and download the films on that one. And if the drive was full?...well, delete something….his smile didn‘t vanish.

I stood my ground and left 15 minutes later with one of those very old fashioned DVD players clenched under my arm...and this was the moment when my mind started the contemplation process I usually can‘t easily switch off:

I felt baffled by yet another transformation in society: we aren‘t customers or clients any longer, - we became user. Apparently we get trained to merely use intellectual goods instead of possessing them. We don‘t buy, keep and store books, films, music, photographs, paintings anymore, - we download and rent or lease data via subscription on-line. And in order to make this down loaded data accessible, we need to get appropriate devices, like our personal computer, a smartphone, a kindle, a TV with hard disk. So, for our money we get a data-using-option. Of course the management and organisation of the data is our own responsibility. It‘s not enough anymore to buy a book, carry it home, open it and start reading, - now we need three things: an adequate gadget, (e.g. a kindle), electricity (a net adapter or a battery, respectively both), and the software which makes it possible to get the data...oh! and the connection to the virtual world (the www) of course! for which we have to pay. Including that, there are four components we actually need to read a book.  Afterwards we have to save the data, and if one saving device is too full, we need another, larger one...or delete something...actually a bit like when a book shelf gets too full and we need to sell or throw away books… Well, you won‘t need a card board box and a car to get rid of data, - just a mouse-klick. But still…for me it doesn‘t seem so very uncomplicated, - this way of reading, or listening to music, etc.

Apart from that I‘ve often noticed how friends , relatives and colleagues spend many hours to get their technical equipment going, or in order to learn how to handle it, or desperately trying to fix software parts which just wouldn‘t work... Sometimes the computer appears to be smarter than its user and takes a step which the user hadn‘t intended...and then it takes time time time to put it all back in order…

 
Also there‘s something else: I tend to watch films I appreciate over and over again, - sometimes in quick succession, sometimes I come back to them after a longer pause. That‘s one of the reasons why I buy them on DVD, - this investment of money was always worth it, as well as in CDs, audio books or books. So, what if there will be no more CD or DVD player? Or real books? What am I going to do? Well, one could say (like the shop assistant): download and then delete it! And if you want to get it again, simply download and save it again. No big deal, is it? Hmm, - really?...for I often gathered from friends that films which aren‘t of interest for a broader public, aren‘t available at all, or if they are only for a comparatively short time. And anyway I don‘t want to be forced to use the computer or be on-line every time I‘m watching a movie or listen to music. And not least this: what if somebody or something (computer-algorhithm) decides that a certain film is not to be watched at all, or a certain book is not to be read, some music not to be listened to? I think it should be much easier to delete data from a server or a cloud than to try and find every old book or DVD or CD in millions of households across a country. Also personal computers are far easier to access than private houses. And of course it is far easier to control and manipulate common knowledge and culture via the net… You don‘t want people to get to know stuff...well, - delete it!

 
Does this „leasing-spirit“ go nicely along with the fact that we have lesser space for ourselves as individuals because there are so many people living on earth? The planet is crowded. Besides, we do our best to annul the natural mechanisms which would normally regulate the population of our species. In the laws of nature it is intended that if there are too many individuals of one particular species, e.g. after a year with food in abundance, the competition for the single creature is getting harder and many wouldn‘t survive. Or the predators grow accordingly with the numbers of that species and so again they will be decimated. Well, „Homo Sapiens“ wouldn‘t have that of course, - we pay another price for outsmarting nature and being too many…

 
We get squeezed into tiny flats, we „use“ and „apply“ as a synchronised mass, we live in a virtual world where there‘s space for us rather than on earth. We don‘t need much storage room in our flats anymore, neither do we claim much space for our physical existence in the real world. And we even consider this as practical, efficient and simple.

After all, we don‘t have much leisure time left to spend as we please anyway, because of all the competition going on and the indirect struggle for survival. The tiny flats are expensive, - so are the technological devices and high-tech all day equipment and the maintenance of it. We must strive to keep our feet in the door of the uncomplicated, virtual world at all times.

 
Other species get squeezed too...squeezed between us and a really hard place…We divide them in more or less controllable categories: usable production animals we can either eat or make stuff from, and animals who work for us (including pets, - who we use to get some affection). Another category is vermin who are in competition with us for various resources and therefore are in our way and we need to get rid of them as best as possible. Well, - and „others“ who neither serve us nor are directly in our way and therefore wouldn‘t get too much of our attention whatsoever.

 
But hold on!..we are using the to-use-animals without subscription or fee!… Good luck! Nobody would complain about a free and uncomplicated milk-acquiring app: our smartphone should be able to connect with our fridge anyway...wouldn‘t it be great if the fridge connected itself with a milking-farm on its own accord when the bottle in the fridge is getting empty...and then a cow in that farm gets a signal via an implanted chip that she ought to go to the milking machine immediately. After the milking and mechanical bottling being done by a robot, R2D2 will get on his way to deliver the milk to my fridge without delay, using a driverless car and GPS for directions… :-) Or, - how about that: we download the manual how to produce synthetical milk, order the ingredients in the web (with express delivery) and make our own individualised milk? If we can‘t manage...watch an instruction video on youtube… :-D

 

 May the force be with you!

 

 BerylliumN  


       
                            

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