Montag, 3. Dezember 2018

N° 30 Zum 200sten geburtstag von Max von Pettenkofer



sorry guys, - this time German only. It's a bavarian/German Thing... :-)




 

Ein herausragendes Genie aus Bayern, - genauer gesagt aus dem Donaumoos, gelegen bei der damaligen Zoll-Mautstelle Lichtenheim, wäre heute 200 Jahre alt geworden.

 
Ein derartig ausgefülltes Leben in ein paar Seiten blog zu pressen ist unmöglich, - aber wenigstens ein kurzer Abriss mit den wichtigsten Fakten ist doch notwendig:

 
Er wächst als Max (Maxl) Pettenkofer in ärmlichen Verhältnissen auf. Seine Eltern haben einen kleinen Bauernhof. Am liebsten ist er draußen in der Natur bei seinem Bekannten, - dem Schäfer Leonhard, genannt „Hartl“. Der bringt ihm alles bei, was er selbst über die umliegende Natur, die Tiere, Insekten und Pflanzen weiß. Aber er muß von klein auf viel im Haus und am Hof mithelfen, weil jede Arbeitskraft gebraucht wird.

In der Schule gilt er als fleißig, aufgeweckt und intelligent, weshalb seinen Eltern empfohlen wird ihn auf eine weiterführende Schule zu schicken. Durch die Beziehungen seines Onkels, des Hof-und Leib Apothekers des Königs in der Münchner Residenz bekommt er einen Platz in der städtischen Lateinschule. Seine Einschulung war im September 1826, zu dieser Zeit hatte München gerade mal 66.000 Einwohner und er wurde am Anfang seiner Schulzeit als „Landei“ gehänselt. Aber seine Mitschüler lernten bald seine Loyalität und seinen Mut zu schätzen und bekamen Respekt vor seinen Leistungen. Nach Abschluß der Lateinschule kommt er in das Königliche Alte Gymnasium in der Herzogspitalstraße, später Wilhelms Gymnasium genannt, wo er über die Jahre nicht weniger 15 Schulpreise erwirbt.

 
Seine humanistische Bildung, die mit ebensolcher Weltauffassung einhergeht hat er zeitlebens hoch geschätzt und in Ehren gehalten. Anschließend studierte er an der Münchner Universität Pharmazie (was ein einjähriges Philosophie-Kolleg beinhaltete) mit Vorlesungen in Mineralogie, Chemie, Toxikologie und Pharmakologie. Er war aber auch an Geisteswissenschaften interessiert und belegte Nebenfächer wie Geschichte, Literatur, Fremdsprachen und Kunsthistorik. Sein Geist war also nie nur einseitig orientiert.

 
Ab 1839 ging Max dann bei seinem Onkel, dem Hofapotheker Franz Xaver Pettenkofer in die Lehre. Allerdings gab es Streit zwischen den Verwandten, weshalb er seine Lehre unterbricht und einen „geistigen Ausflug“ in die Theaterwelt unternimmt um als Schauspieler am Regensburger Theater zu arbeiten. Zum Glück für die Welt der Wissenschaft kehrte er aber bald nach München zurück und nahm sein Studium wieder auf, - diesmal in Pharmazie und Medizin, welches er mit der bestmöglichen Note abschloß. Bei seiner Dissertation unternahm er seinen ersten Selbstversuch mit der zu beschreibenden Heilpflanze. Ein Beweis von vielen für seine Hingabe an Wissenschaft und Forschung, die er in seinen 83 Lebensjahren stets bewiesen hat. Max Pettenkofer war unermüdlich mit eben dieser Hingabe und Leidenschaft auf all jenen Gebieten tätig die ihn interessiert haben oder ihm zugetragen wurden und hat dabei im Grunde immer „die bestmögliche Note“ erreicht. :-) Hier die bekanntesten Errungenschaften die wir ihm zu verdanken haben:

 
1.) Der Arsen-Nachweis bei gerichtsmedizinisch relevanten Autopsien.

 

2.) Der zuverlässige Nachweis von Gallensäure.

 

3.) Die Entdeckung des Kreatinins, - und damit ein überaus wichtiger Beitrag zum Verständnis der Funktionsweise der Nieren.

 

4.) Während seiner Anstellung im bayerischen Münzamt die Entdeckung des Platins und demzufolge die Verbesserung der Gold/Silbertrennung.

 

5.) Die damals revolutionäre Erkenntnis über die Instabilität verschiedener Elemente.

 

6.) Die Enträtselung des Geheimnisses wie das „Hämation“, das sehr wertvolle, rote pompeianische „Blutglas“ hergestellt werden kann.

 

7.) Die Einführung des Studiengangs Hygiene an der Universität München und dessen schrittweiser Ausbau.

 

8.) Entdeckung eines Verfahrens um deutschen Zement erheblich aufzuwerten und ihn damit dem englischen „Portland“-Zement anzugleichen, - zur Freude des deutschen Bauwesens.

 

9.) Die Optimierung der Zusammensetzung von Holzgasleuchten, die für die Beleuchtung öffentlicher Räume benutzt wurden.

 

10.) Die Lösung des sogenannten „Grauschleier-Problems“ bei alten Ölgemälden. Wichtig für deren Restauration.

 

11.) Wichtige und innovative Erkenntnisse über Innenraumbelüftung und die daraus folgende Bauweise von Häusern.

 

12.) Ebenso essentielle Erkenntnisse zur Reinhaltung der Luft und erste Entdeckungen über Feinstaub (!), sowie die Einführung von Lebensmitteltests.

 

13.) Und, - dafür ist er wohl am besten bekannt: sein Kampf gegen die Cholera. In langjähriger Forschungsarbeit fand Max von Pettenkofer die Ursachen für die Verbreitung des Cholera-Erregers.

 
...und konnte in einem zähen Kampf die entsprechenden Personen davon überzeugen die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, - nämlich dem Bau einer Schwemm-Kanalisation in München (bzw. darunter). Bis dahin, also bis ca 1880, hatte München nämlich nur Sickergruben. Es mußten sämtliche Straßen aufgerissen werden, die (größtenteils undichten) Sickergruben ausgehoben und zugeschüttet werden...ein immenses Bauvorhaben mit den unausbleiblichen Folgen für die Anwohner: Lärm, Schmutz und starke Geruchsbelästigung.

Zudem mußte für sauberes Trinkwasser gesorgt werden und Max von Pettenkofer drängte auf eine Anbindung an das Mangfall-Tal...wovon München noch heute profitiert. Des weiteren wurde ein zentraler Schlachthof eingeführt um unkontrollierte Verschmutzungen des Erdreiches weitgehendst zu vermeiden. Teilweise waren die von Pettenkofer geforderten Maßnahmen nicht gerade populär, weil sie eben für manchen Münchner Unannehmlichkeiten brachten, konnten aber trotzdem zum langfristigen Wohle Aller durchgesetzt werden, wofür man aus heutiger Sicht nur dankbar sein kann…

 
1883 wurde Max Pettenkofer schließlich von König Ludwig II in den Adelsstand gehoben und hieß fortan Max von Pettenkofer. Seine zahlreichen anderen Auszeichnungen kann man problemlos im Netz nachlesen.

 
Leider wurde dieser großartige Wissenschaftler in seinen letzten zwei Lebensjahren zunehmend von gesundheitlichen Beschwerden geplagt, für die es zu seiner Zeit noch keine adäquaten Heilmittel gab. Möglicherweise hätte er sie erst selbst erfinden müssen… ;-) Er hatte starke Schmerzen und die Befürchtung sein Verstand könnte ihn langsam verlassen. Dies veranlasste ihn dazu sich am 10.02.1901 das Leben zu nehmen. Er erschoss sich mit einer Pistole.

 
Warum schreibe ich etwas zum 200sten Jahrestag seiner Geburt? Nun, zum Einen ist mir beim Lesen seiner Biographie klar geworden was man ihm und seinem Wirken alles zu verdanken hat, und zwar ganz konkret im heutigen, alltäglichen Leben. Zum Anderen habe ich sehr großen Respekt vor seinen Denkansätzen, denn sie umspannten oft mehrere wissenschaftliche Gebiete, waren mutig und innovativ, ohne in Größenwahn oder Selbstüberschätzung umzuschlagen. Zudem waren sie gekennzeichnet von präziser Analyse die mit großer Hartnäckigkeit voran getrieben wurde bis ein Ergebnis in Sicht war. Auch das ist ein harter Weg, der leider oft gescheut wird. Und zu guter Letzt schätze ich die Art, wie er sein ganzes Leben seinem Beruf gewidmet hat, und das offenbar ohne zu einem verbohrten Quälgeist zu werden.

 
All dies zusammen genommen stellt für mich das genaue Gegenteil von Kleingeistigkeit dar.

 
Danke, Max von Pettenkofer für alles!    R.I.P

 

 
BerylliumN 


 
 
 
 
  



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