sorry guys, - this time German only. It's a bavarian/German Thing... :-)
Ein herausragendes Genie aus Bayern, - genauer gesagt
aus dem Donaumoos, gelegen bei der damaligen Zoll-Mautstelle Lichtenheim, wäre
heute 200 Jahre alt geworden.
Ein derartig ausgefülltes Leben in ein paar Seiten
blog zu pressen ist unmöglich, - aber wenigstens ein kurzer Abriss mit den
wichtigsten Fakten ist doch notwendig:
Er wächst als Max (Maxl) Pettenkofer in ärmlichen
Verhältnissen auf. Seine Eltern haben einen kleinen Bauernhof. Am liebsten ist
er draußen in der Natur bei seinem Bekannten, - dem Schäfer Leonhard, genannt
„Hartl“. Der bringt ihm alles bei, was er selbst über die umliegende Natur, die
Tiere, Insekten und Pflanzen weiß. Aber er muß von klein auf viel im Haus und
am Hof mithelfen, weil jede Arbeitskraft gebraucht wird.
In der Schule gilt er als fleißig, aufgeweckt und
intelligent, weshalb seinen Eltern empfohlen wird ihn auf eine weiterführende
Schule zu schicken. Durch die Beziehungen seines Onkels, des Hof-und Leib
Apothekers des Königs in der Münchner Residenz bekommt er einen Platz in der
städtischen Lateinschule. Seine Einschulung war im September 1826, zu dieser
Zeit hatte München gerade mal 66.000 Einwohner und er wurde am Anfang seiner
Schulzeit als „Landei“ gehänselt. Aber seine Mitschüler lernten bald seine
Loyalität und seinen Mut zu schätzen und bekamen Respekt vor seinen Leistungen.
Nach Abschluß der Lateinschule kommt er in das Königliche Alte Gymnasium in der
Herzogspitalstraße, später Wilhelms Gymnasium genannt, wo er über die Jahre
nicht weniger 15 Schulpreise erwirbt.
Seine humanistische Bildung, die mit ebensolcher
Weltauffassung einhergeht hat er zeitlebens hoch geschätzt und in Ehren
gehalten. Anschließend studierte er an der Münchner Universität Pharmazie (was
ein einjähriges Philosophie-Kolleg beinhaltete) mit Vorlesungen in Mineralogie,
Chemie, Toxikologie und Pharmakologie. Er war aber auch an
Geisteswissenschaften interessiert und belegte Nebenfächer wie Geschichte,
Literatur, Fremdsprachen und Kunsthistorik. Sein Geist war also nie nur
einseitig orientiert.
Ab 1839 ging Max dann bei seinem Onkel, dem
Hofapotheker Franz Xaver Pettenkofer in die Lehre. Allerdings gab es Streit
zwischen den Verwandten, weshalb er seine Lehre unterbricht und einen
„geistigen Ausflug“ in die Theaterwelt unternimmt um als Schauspieler am
Regensburger Theater zu arbeiten. Zum Glück für die Welt der Wissenschaft kehrte
er aber bald nach München zurück und nahm sein Studium wieder auf, - diesmal in
Pharmazie und Medizin, welches er mit der bestmöglichen Note abschloß. Bei
seiner Dissertation unternahm er seinen ersten Selbstversuch mit der zu
beschreibenden Heilpflanze. Ein Beweis von vielen für seine Hingabe an
Wissenschaft und Forschung, die er in seinen 83 Lebensjahren stets bewiesen
hat. Max Pettenkofer war unermüdlich mit eben dieser Hingabe und Leidenschaft
auf all jenen Gebieten tätig die ihn interessiert haben oder ihm zugetragen
wurden und hat dabei im Grunde immer „die bestmögliche Note“ erreicht. :-) Hier
die bekanntesten Errungenschaften die wir ihm zu verdanken haben:
1.) Der Arsen-Nachweis bei gerichtsmedizinisch
relevanten Autopsien.
2.) Der zuverlässige Nachweis von Gallensäure.
3.) Die Entdeckung des Kreatinins, - und damit ein
überaus wichtiger Beitrag zum Verständnis der Funktionsweise der Nieren.
4.) Während seiner Anstellung im bayerischen Münzamt
die Entdeckung des Platins und demzufolge die Verbesserung der
Gold/Silbertrennung.
5.) Die damals revolutionäre Erkenntnis über die
Instabilität verschiedener Elemente.
6.) Die Enträtselung des Geheimnisses wie das
„Hämation“, das sehr wertvolle, rote pompeianische „Blutglas“ hergestellt
werden kann.
7.) Die Einführung des Studiengangs Hygiene an der
Universität München und dessen schrittweiser Ausbau.
8.) Entdeckung eines Verfahrens um deutschen Zement
erheblich aufzuwerten und ihn damit dem englischen „Portland“-Zement
anzugleichen, - zur Freude des deutschen Bauwesens.
9.) Die Optimierung der Zusammensetzung von
Holzgasleuchten, die für die Beleuchtung öffentlicher Räume benutzt wurden.
10.) Die Lösung des sogenannten
„Grauschleier-Problems“ bei alten Ölgemälden. Wichtig für deren Restauration.
11.) Wichtige und innovative Erkenntnisse über
Innenraumbelüftung und die daraus folgende Bauweise von Häusern.
12.) Ebenso essentielle Erkenntnisse zur Reinhaltung
der Luft und erste Entdeckungen über Feinstaub (!), sowie die Einführung von
Lebensmitteltests.
13.) Und, - dafür ist er wohl am besten bekannt: sein
Kampf gegen die Cholera. In langjähriger Forschungsarbeit fand Max von
Pettenkofer die Ursachen für die Verbreitung des Cholera-Erregers.
...und konnte in einem zähen Kampf die entsprechenden
Personen davon überzeugen die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, - nämlich dem
Bau einer Schwemm-Kanalisation in München (bzw. darunter). Bis dahin, also bis
ca 1880, hatte München nämlich nur Sickergruben. Es mußten sämtliche Straßen
aufgerissen werden, die (größtenteils undichten) Sickergruben ausgehoben und
zugeschüttet werden...ein immenses Bauvorhaben mit den unausbleiblichen Folgen
für die Anwohner: Lärm, Schmutz und starke Geruchsbelästigung.
Zudem mußte für sauberes Trinkwasser gesorgt werden
und Max von Pettenkofer drängte auf eine Anbindung an das Mangfall-Tal...wovon
München noch heute profitiert. Des weiteren wurde ein zentraler Schlachthof
eingeführt um unkontrollierte Verschmutzungen des Erdreiches weitgehendst zu
vermeiden. Teilweise waren die von Pettenkofer geforderten Maßnahmen nicht
gerade populär, weil sie eben für manchen Münchner Unannehmlichkeiten brachten,
konnten aber trotzdem zum langfristigen Wohle Aller durchgesetzt werden, wofür
man aus heutiger Sicht nur dankbar sein kann…
1883 wurde Max Pettenkofer schließlich von König
Ludwig II in den Adelsstand gehoben und hieß fortan Max von Pettenkofer. Seine
zahlreichen anderen Auszeichnungen kann man problemlos im Netz nachlesen.
Leider wurde dieser großartige Wissenschaftler in
seinen letzten zwei Lebensjahren zunehmend von gesundheitlichen Beschwerden
geplagt, für die es zu seiner Zeit noch keine adäquaten Heilmittel gab.
Möglicherweise hätte er sie erst selbst erfinden müssen… ;-) Er hatte starke
Schmerzen und die Befürchtung sein Verstand könnte ihn langsam verlassen. Dies
veranlasste ihn dazu sich am 10.02.1901 das Leben zu nehmen. Er erschoss sich
mit einer Pistole.
Warum schreibe ich etwas zum 200sten Jahrestag seiner
Geburt? Nun, zum Einen ist mir beim Lesen seiner Biographie klar geworden was
man ihm und seinem Wirken alles zu verdanken hat, und zwar ganz konkret im
heutigen, alltäglichen Leben. Zum Anderen habe ich sehr großen Respekt vor
seinen Denkansätzen, denn sie umspannten oft mehrere wissenschaftliche Gebiete,
waren mutig und innovativ, ohne in Größenwahn oder Selbstüberschätzung
umzuschlagen. Zudem waren sie gekennzeichnet von präziser Analyse die mit
großer Hartnäckigkeit voran getrieben wurde bis ein Ergebnis in Sicht war. Auch
das ist ein harter Weg, der leider oft gescheut wird. Und zu guter Letzt
schätze ich die Art, wie er sein ganzes Leben seinem Beruf gewidmet hat, und
das offenbar ohne zu einem verbohrten Quälgeist zu werden.
All dies zusammen genommen stellt für mich das genaue
Gegenteil von Kleingeistigkeit dar.
Danke, Max von Pettenkofer für alles! R.I.P
BerylliumN
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