Samstag, 18. August 2018

N° 25 Equilibrium // Equilibrium

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Warum klappt dieses oder jenes im Leben nicht, obwohl man sich Mühe gibt und „dran bleibt“?, das fragt man sich oft. Oder: warum werden mir immer wieder Steine in den Weg gelegt, die mich daran hindern mein Ziel zu erreichen?

 
Szenario: Ein riesiger Gerichtssaal. Der Richtertisch erhöht auf einem Podium, oder besser, - auf einer Bühne wie bei Theater oder Oper oder Konzert. Der Richtertisch selbst ist aus altem, edlem Holz (Mahagoni?), dunkelrot-braun und geschwungen wie ein Langbogen. In der bauchigen Rundung steht der Richterstuhl, auf der Tischplatte der Klopfer. Zur Linken eine Büste der Justitia mit ihren verbundenen Augen, eine goldene Waage mit zwei Schalen hoch haltend.

In Blickrichtung des Richters in den Saal hinein zu seiner Linken und zu seiner Rechten jeweils die Bänke der Anwälte. Etwas näher zum Podium hin auf der einen Seite der erhöhte Zeugenstand, auf der anderen Seite der Sitz des Gerichtsschreibers. Hinter den Bänken der Anwälte sind die Sitzbänke des Publikums und der einfachen (Für-)Bitter.

An der Wand hinter dem Richtertisch hängen diverse Uhren übereinander und nebeneinander: die Vergangenheits-Zeit. Die Jetzt-Zeit. Die Zukunftszeit in der Nähe. Die Zukunftszeit in der Ferne. Die flexible Zeit. Die Überschuss-Zeit. Die Unendlichkeits-Scheibe.

 
Das Publikum sei ein Potpourri aus „Jedermann“: Männer, Frauen, Kinder, - Menschen jeden Alters, jeder Hautfarbe, jeder mit eigenem kulturellen und traditionellen Hintergrund. Ebenso alle möglichen Berufstände, Berufungen, Beschäftigungen: Jäger (auch die tatsächlichen mit Speer und Pfeil und Bogen), Bauern, Arbeiter, Handwerker, Soldaten…vom Laborassistenten bis zum Professor, vom Obdachlosen bis zum Philosophen. Alle haben ihre eigenen Interessen, Anliegen, Hoffnungen, Träume, Ängste, Vorlieben, Wünsche, etc.

 
Dann ist da noch ein weiterer Raum, drei Mal so groß wie der in dem die Menschen sitzen. In dem ist niemand, in diesem Raum herrscht Stille. Der Aufbau und die Einrichtung sind die Gleichen, abgesehen von jeglicher Sitzgelegenheit bis auf die für den Richter. In der Wand zur Rechten des großen Richtertisches im Menschenraum gibt es eine große zweiflügelige Verbindungstür die offen ist. Obwohl sich scheinbar niemand in jenem anderen Raum befindet, sieht der Richter sie doch. „Sie“, dass heißt jede Kreatur, jede Pflanze, jeden Stoff, vom größten Teil bis zum Kleinsten. Von den endlosen Weiten des Firmaments, das man durch eine Glaskuppel über dem zweiten Raum sehen kann, hinunter zum Innersten der Erde, das man ebenfalls so weit das Auge reicht durch einen dicken, gläsernen Fußboden sehen kann. Auch in diesem Raum gibt es die unterschiedlichsten Interessen, Anliegen, Nöte, Begebenheiten. Und natürlich die mathematischen und physikalischen Regeln, die für alle und alles gelten und die zu beachten und zu berücksichtigen sind, immer und zu jeder Zeit. Hier gibt es kein Gemurmel und Geraune, kein Aufbegehren, keine Klagen, Plädoyers, kein Gejammere, kein Geschrei oder Raserei. In diesem Raum herrschen Verstand, Akzeptanz und Demut.

 
Bei jeder wichtigen Entscheidung, jedem Richterspruch müssen verschiedenste Interessen von allen möglichen Beteiligten mit bedacht und berücksichtigt werden. Die schweigende Gesellschaft aus dem zweiten Raum muß mit einbezogen werden und alle insgesamt 14 Uhren müssen konsultiert werden. Wie auch immer ein Urteil ausfällt, das wichtigste, oberste Gebot und Ziel das es zu erreichen gilt, ist das Gleichgewicht zwischen den beiden Schalen der Justitia, - das Equilibrum.

 
Nun stelle ich mir vor, wie ich mein Anliegen vorbringe. Wie ich von meinen Plänen erzähle, meinen Wünschen, Hoffnungen, Zielen…und wie der Richter während ich spreche einige Steine in eine von Justitias Waagschalen legt. Anschließend legt der Richter die Steine all jener die direkt oder indirekt von seinem zu erwartenden Urteil betroffen wären, oder in der Zukunft betroffen seien würden in die andere Schale (beachte Zukunfts-Uhr eins und zwei). Was noch erwähnenswert wäre ist, dass der Richter die Interessen aller Beteiligten in jeder Zeit kennt, - man selbst aber nicht.

 
Wenn ich mir dieses Szenario so vorstelle, wird meine hadernde Frage warum manches nicht so laufen will wie ich es gerne hätte kleiner. Mein Gefühl des Unwillens darüber nicht unbedingt. Dann denke ich an den zweiten Raum, in dem Stille herrscht…atme tief durch und mache einfach weiter.

 

In diesem Sinne: keep going!  J

 

BerylliumN




N° 25  Equilibrium

 

Why wouldn’t this or that ever work out? I’m constantly doing my best, but it still doesn’t work the way I think it should, - why?...I guess everybody will ask himself this question from time to time.

Imagine: A huge courtroom. On a high stage like you would find it in a theater or a concert hall, the judgement seat behind a massive dark-brown wooden table, shaped like an ancient long-bow. To the left of the curved middle of it we can see a statue of Justitia with the blind-fold over her eyes and in one arm holding the golden scales.

In line of view of the judge to his left and to his right are the lawyer’s benches. A bit closer to the high podium to one side you’ll find the witness stand, to the other side the desk for the clerk. Behind the benches for the advocates are the benches for the public and ordinary intercessors. On the wall behind the high judgement table we can see several different clocks: the past-time clock, the present-time clock, the close-future clock, the further-away-future clock, the flexible-time clock, the surplus-time clock and the infinity-disc.

 The “public” shall be each and everybody: men, women, children, - people of all ages, colors, everybody with his or her different cultural and traditional background. Everyone all kinds of different professions, duties, occupations: hunters (even the original ones with spears and bow and arrow), peasants, workers, craftsmen, soldiers…all you can think of, from laboratory assistant to professor, from homeless persons to philosopher. Anyone. All with their own specific interests, issues, hopes, dreams, fears, wishes, ambitions…

Then there is another room, three times the size of the first one, where the people sit. This room appears to be empty and in complete silence. The construction and the interior of it are exactly the same as in the people’s room, - apart from the absence of any seat, but the one for the judge. To the right side of the massive mahogany table in the wall is a huge two-winged door, which is open. Although the room seems to be empty the judge can still see “them”, that is to say every single creature, every single plant, every material, substance or matter, of any measurement…from the infinite space of the firmament, which can be watched through a glass cupola at the ceiling, to the iron core of the earth, which can also be seen through the transparent, glassy floor below your feet. In this room there are also lots of different interests, needs, issues, situations. And of course the greater rules of physics and math, which are applied to everything on earth and are to be considered and obeyed.

In this chamber no uproar, indignant mumbling or sulky defiance will ever be heard, no complaints, no pleas, no wailing or fury. In this room there’s comprehension, acceptance and meekness.

If there is a fairly important decision or judgement to be made, all kinds of various interests of all who are or will be involved in it, are to be considered. The taciturn society from the second chamber mustn’t be forgotten and all 14 clocks must be consulted. However the judgement will turn out, the most important thing is balance of the scales of Justitia, - Equilibrium.

Now I imagine myself making my point, my plea at the judgement’s table. How I’m talking about my plans, my wishes, hopes and ambitions…and I imagine the judge putting some stones in one of the great scales. Afterwards I can see him putting the stones of all those in the other scale who are or are going to be involved in my plans, wishes and goals (risking a quick glance at the huge watches on the wall). Oh, - not to forget: the judge knows all the interests and needs of everybody who is (or would be) involved at every possible time, - but I don’t.

While I’m imagining this scenario, my discontent questioning of fate is getting smaller, but not necessarily my grudge against it. Then I usually remember the second, silent chamber, take a deep breath and just get on with it.

 
Keep going! J
 

BerryliumN
 
 

 
 


 






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