Der Januar ist benannt nach
Ianus, dem zweigesichtigen, römischen Gott der Türen, der Tore, der Durchgänge
und Übertritte. Im römischen Kult war er der Mittler zwischen Menschen und
Göttern. Mit einem Gesicht blickt er nach vorne, mit dem anderen zurück.
Eigentlich fängt es schon um
die Weihnachtszeit an, das Gefühl als müsste man sich durch einen Tunnel
zwängen. Die dunklen, kurzen Tage ziehen sich in die Länge. Manchmal wird man
von innerer Unruhe und von Zweifeln geplagt, man hadert mit sich selbst und der
Existenz an sich. Sieht man sich bei Freunden, Bekannten und Verwandten um,
stellt man fest, dass es dort auch nicht besser ist. Viele sind krank, alles
schnupft und hustet, die allgemeine Stimmung ist eher gedämpft. Ruhiger Schlaf
bleibt auch oft aus und so fühlt man sich bisweilen zu müde um wirklich wach zu
sein, aber leider auch irgendwie zu wach um Schlafen zu gehen.
Die Passivität dieses
speziellen Übertritts erlebt man als negativ, - man beschließt diesen Übergang
nicht, man hat keine Wahl, weigern kann man sich auch nicht (es sei denn man
fliegt weit weg), kurz: es passiert einfach. Als erwachsener Mensch ist man aber
daran gewöhnt sein Leben aktiv zu gestalten, meist fällt man eine bewusste Entscheidung
wenn man Neuland betritt, egal ob im privaten oder beruflichen Bereich. Als
moderner, westlicher Mensch kann man sich kaum mehr mit erzwungener Passivität
abfinden, es fällt einem schwer Umstände einfach ertragen zu müssen. Für alles gibt
es ein Konzept, eine Strategie, eine Therapie, eine Heilung. Das hat natürlich
sein Gutes, denn aus Fatalismus, Trägheit und fortwährender Opferhaltung kann
nichts Positives entstehen, man wäre sich selbst im Weg und würde auf der
Stelle treten, - als Einzelner, wie auch als Zivilisation.
Und dennoch, auch von außen
kommendes, passiv zu Ertragendes, - wie zum Beispiel Sonnenwenden,
Wetterextreme, Naturkatastrophen hat seinen Sinn. Es macht dem Menschen
bewusst, dass er nicht allmächtig ist. Menschliche Existenz auf diesem Planeten
bedeutet immer auch ausgesetzt sein, es bedeutet Eines von Vielem zu sein, das
nicht losgelöst von dieser Vielheit anderen Lebens bestehen kann.
Das Hilfreiche dabei ist die
menschliche Fähigkeit zur Erinnerung, in diesem Fall die Erinnerung an die Zukunft.
Man weiß, dass es nach dem Übertritt wieder anders werden wird, wenn das
Segelschiff des Selbst mit Rückenwind durch das Leben pflügt. Vor einem die
offene Hochsee bis zum Horizont, hinter einem ein „V“ aus kräuselnden
Schaumkronen auf der Wasseroberfläche.
.
Valete amici!
N° 1 Janus –
The Passive Transit
THE WEEKLY
The month Janurary has got it’s name from Ianus, the twofaced Roman God
of doorways, gates, passages and transitions. He is the God of beginnings and
endings. He was invoked in every Roman cult as a mediator between the Gods and
mankind. With one face he looks forward, with the other one backward.
That’s exactly how it feels like towards the end of a year...it starts
around Christmas time, the feeling as if we were being forced through a tunnel.
Bleak days with scarce sunlight seem to stretch endlessly. Sometimes lurking
self-doubt and anxiety are overwhelming us, we start to internally argue with
ourselves about profound questions like: ‘what’s this whole existing-buisness
all about? Why do I do what I do?’ and other funny stuff.
Additionally, things don’t seem to be any different when we take a look around
our friends, family and aquaintances, which doesn’t really improve things. Lots
of people are ill during this time, sneezing and coughing, also not a booster
for the general mood. Sleep wouldn’t come easy either, - so we often are too
tired to pass as ‘awake’ and in the same time too wakeful to be ready for a
tight sleep, no matter what day of the week.
The compulsive passivity of this particular transition is the most
disturbing thing about it, - we perceive it as negative. The fact that we don’t
make a decision for it, or even have a choice is unnerving. There is no
escaping – it simply happens (if we don’t hop on a plane and fly off to a far away
place). As grown up persons we are used to organize our lives according to our
needs and wishes and usually we deliberately decide to take a step forward (or
backward even). It’s hard for us modern people of the western hemisphere to
accept a situation as it is, without being able to do something about it. We
can’t ‘just bear it’...!? There has to be a plan, a strategy, a therapy, an
analysis. Of course there is something good about that approach, too. What
would be left, if there was nothing but fatalism, phlegm and being – the -
victim?... We would stand in our own way with nothing positive to achieve, as
an individual or a civilization.
But still, there’s also something meaningful in things we can’t do
anything about and simply have to endure, - things like winter solstices,
natural forces and extreme weather. We get to know that we are NOT almighty. We
get to recognize that our human existence on this planet will always mean to be
exposed to a certain extent. We get to see, that we are one out of many and
wouldn’t be able to survive on our own, without this multeity of other life.
Of course, our ability to remember helps - in this case to remember the
future. We know it is going to be different again after the transition, when
the ship of our self will plough through the waves with the weather gauge. With
nothing in front of us but the sea, the light and the horizon and behind us a
decent “V” of white foam curling on the surface of the ocean.
Danke liebe Nadja für die Beschreibung des passiven Aushaltens dieser Tage. Das Innehalten ist fürwahr nicht die Stärke dieser so-called modernen Gesellschaft. Wäre es doch so oft von Nöten und auch der gleichzeitige blick nach vorne und hinten. Salve Amica! Miro
AntwortenLöschenHallo lieber Miro,
Löschenda hast Du wirklich Recht...es fällt aber auch schwer sich in solch eine verordnete Passivität zu fügen (auch mir), vorallem weil diese auch noch unangenehm ist in dieser speziellen Jahreszeit. Alles ist dunkel, etc LG ;-)