Sonntag, 11. März 2018

N° 9 Entmischung contra Gleichmachung // Demixing versus Equalisation

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Jetzt ist s soweit: dies ist der erste WEEKLY „aus gegebenen Anlass“, bzw. wegen eines Zeitungsartikels, auf den ich letzte Woche zufällig gestoßen bin, - normaler Weise lese ich selten Zeitung. Einerseits weil ich zu wenig Zeit dafür habe, andererseits verstopft es die Gehirnwindungen…

Wie auch immer, in dem Artikel ging es um den Zustand des deutschen Oberschulsystems. Es wurde eine „klammheimliche“ und „schleichende“ Entmischung vor allem an den Gymnasien bemängelt. Mit diesem merkwürdig anmutenden Ausdruck meinte der Autor den Versuch von Eltern und Schuldirektoren sich gegen eine ebenso schleichende, erzwungene Gleichmachung zu wehren. Hier möchte ich hervorheben, dass selbige keineswegs wahlfrei vollzogen wird, oder ernsthaft zur Diskussion (mit offenem Ergebnis) gestellt wird. Die Übereinkunft der Gleichmachung wird vielmehr mit der Schlagkraft der moralischen Keule durchgesetzt, die als die einzige, politisch korrekte und ethisch einwandfreie und damit richtige Verhaltensoption verstanden sein will. Dabei wird stur vorausgesetzt, der Mensch sei ein durch und durch sozial veranlagtes und altruistisch orientiertes Wesen. Wird er dieser Voraussetzung nicht gerecht, gilt sein Verhalten als verwerflich. Der Mensch soll sich dann unbedingt und möglichst schnell ändern.

Nun haben aber archäologische Forschungen schon mehrfach gezeigt, dass der Mensch schon seit Urzeiten in kleinen Familien-Verbänden lebte. Auch von einem Clan wurde ein größeres Gebiet bewohnt, in dem die einzelnen Familien Abstand zueinander halten konnten. Keinesfalls hat der Mensch je in so etwas wie Herden, Rudeln oder Schwärmen gelebt. Diese Form des Miteinanders funktioniert völlig anders und ist für das direkte Überleben der einzelnen Herdenmitglieder unerlässlich. Abgrenzung oder Ausgrenzung bedeuten in der Regel den Tod für das Individuum.

Der Mensch mit seinen Kleinfamilien lebt eine Mischform, er braucht das Zusammenleben mit anderen Menschen, aber er strebt auch nach Abgrenzung von anderen. Der Mensch will Unterschiede und Unterscheidungen. Er braucht Raum für sein Selbst-sein, er braucht Welten in Welten, Eigenheiten, Privatsphären. All dies kann sowohl für den Einzelnen als auch für Gruppen gelten, die sich unter einem bestimmten Konsens zusammen gefunden haben. Wir sind zwar eins durch unser Mensch-sein, aber wir sind nicht alle gleich und deshalb haben wir auch unterschiedliche Bedürfnisse. Anders als Rehe, Wölfe oder Ameisen brauchen wir als Individuum oder als Gruppe jeweils etwas anderes.

Dies sollte man auch im Hinterkopf haben wenn man über das Schulsystem oder die Gymnasien reflektiert. Die sogenannte Entmischung ist eine Reaktion unter vielen die momentan in der Gesellschaft zu bemerken sind. Diese Gegenreaktionen treten immer dann gehäuft auf, wenn der Versuch der Gleichmachung oder Gleichschaltung zu weit geht, wenn Menschen die Möglichkeit genommen wird sich zu unterscheiden. Es ist einfacher für uns das Anders – Sein unserer Mitmenschen zu respektieren und deren Privatsphäre und Eigenheiten zu akzeptieren wenn eben gerade nicht zu viel erzwungene Vermischung stattfindet, sondern wenn jeder seine eigenen kleinen physischen, mentalen, kulturellen und was sonst noch für Territorien behalten darf, kurz: wenn der Mensch sich abgrenzen kann.

In Bezug auf Schulsysteme sollte doch außerdem das Ziel sein die Schwächeren nach oben zu heben, anstatt die Stärkeren nach unten zu drücken, nur damit alle auf einer Ebene sind. Dies könnte einerseits mit Hilfe von gezielten Förderprogrammen und Stipendien geschehen, - wie wohl auch teilweise schon praktiziert, andererseits könnten zusätzliche Tests bei der Aufnahme in ein Gymnasium hilfreich sein. Dabei sollte es nicht um die Benotung schulischer Leistungen gehen, sondern es müssten andere Parameter berücksichtigt werden, wie zum Beispiel die persönliche Einsatzbereitschaft, die Fähigkeit sich Wissen auch in Eigeninitiative anzueignen, auch wenn dies auf Wegen geschieht, die von der gängigen Norm abweichen. Dadurch könnten individuelle Denk – und Deduktionsweisen gefördert werden, anstatt sie im keim zu ersticken. Andere Aussage kräftige Faktoren können sein: Belastbarkeit, Drive, die allgemeine persönliche Haltung (ist sie positiv oder eher negativ?)…all dies sind Eigenschaften, die in einer Schul – und Berufslaufbahn einen Unterschied machen können, manchmal sogar entscheidender seien können als bloßes Fachwissen, was man sich im Zweifelsfall auch aneignen kann. Zudem werden sowieso Computer als bloße Wissensträger immer wichtiger, oft bleibt eher die Frage offen wie man das Wissen nützt oder wie man welche Entscheidungen fällt.

Zuletzt noch zu den Benotungssystemen: oft habe ich mir als Schüler gedacht, dass es ab der 8ten Klasse sinnvoll wäre Bestnoten (z.B. A-Levels) nur in solchen Fächern vorweisen zu müssen, die den eigenen Fähigkeiten entsprechen und wo es wahrscheinlich ist, dass man diese später auch studieren will. Für andere Fächer, in denen man keinerlei Begabung noch Interesse hat, sollten O-Levels, also Basiswissen ausreichend sein dürfen… Wenn ich daran denke, wie viel Zeit und Energie ich in meiner Schulzeit mit Nachhilfe in Mathematik und Physik verschwendet habe…und wirklich genützt hat es mir trotzdem nichts, weil mir der direktere Weg zu den Dingen die ich wirklich wollte verbaut war und ich tatsächlich nichts von all dem Wissen hinterher in irgendeiner Form gebrauchen konnte.

Sollte es bei einem Schüler wieder Erwarten doch zu Interessensverschiebungen kommen, muss es dem oder diejenigen eben mit individuellen Aufwand auf verwalterisch möglichst unkomplizierten Weg erlaubt sein die benötigten A-Levels nach zu holen…und dann kann es losgehen mit dem Studium…

Auf jeden Fall sollte man Eltern (und gegebenen Falls ihren Sprösslingen) Auswahlmöglichkeiten lassen und erzwungene Gleichmachung vermeiden. Man sollte sich informieren dürfen ob es an der Schule Inklusion gibt oder nicht und wie hoch die Anzahl an Schülern mit Migrationshintergrund ist, um dann frei entscheiden zu können was man will und was man nicht will. Nur so können ehrlicher Respekt und ernst gemeinte Toleranz entstehen, die auf Gegenseitigkeit beruhen. Wird so etwas mit der moralischen Keule und erzwungen, besteht es nur an der Oberfläche und darunter schwelt und kokelt Abneigung.
 
BerylliumN
 
 
 
Demixing versus Equalisation

 


So this is the first WEEKLEY dealing with recent events…last week, I came across an article in a recpectable German newspaper about the state of the German Highschool system, saying there was a secret demixing campain going on at schools. Apparently more and more parents tend to send their children to private schools or international schools rather then to public highschools (Gymnasium). As I gather from the article parents try to get information about the rate of students with migration background and if there is an inclusion program at the school before they decide where to register their children.
 
By calling this inclination of parents “deliberately and sneakily demixing” the author gave it a negative connotation. But on the other hand we could regard this parental strategy  as an attempt to circumvent unwanted equalisation which is forced upon them against their wish. It should be pointed out here, that this equalisation is explicitly not open to discussion or negotiation but is put across with a wooden club  named morality, first name guilt, to push through what is agreed upon as the one and only political correct, ethical option. Still the persisting assumption is held high that mankind is a specifically social and altruistic species and if people don’t behave and have no wish to live up to these expectations they are accused of beeing unethical or egotistic.
 
But archeology and early human history prove something else: people used to live in small family groups, even when distantly related with one another in a clan the family groups were spread over large territories. Men certainly never lived in herds, packs or swarms like deer, wolves or birds/fish. These social structures are vital for the survival of the individual animal, - to loose the herd, pack, swarm  or to be left out usually means death for the individual animal. Whereas mankind with its small family groups is a mixture of two inherent necessities: the need to live with, and rely on others and the need to have room for privacy where we can be apart from each other. People by nature also want separation and beeing distinguished, they want private worlds, the permission to be special, to be different. This is because we are one in the sense of being human, but we are not the same and therefore we need different things in life...and different treatment as well. This aspect distinguishes us from animals living in herds where all individuals basically have the same needs.
 
Getting back to the aforementioned article about German highschools: the so called demixing campain is one of many reactions to the effort to bring everybody and everything to a handsome even level. This reaction of the parents is a backlash against public agreements made by ruling forces in a society to impose exactly those moral ideas upon people which serves their interests best.
 
I think it is easier for all of us to respect other people and their different ways if it isn’t imposed on us to pretend we are all the same. People who are free to  a certain extend to have it their own way, - physically, mentally, culturally...whatever, are more likely to accept a different way of life in others and the quirks of their fellow men. Apart from that, the aim of education should rather be to raise the weaker positioned up to the level of the stronger positioned, not the other way round. This could be achieved by scholarships and specific support, which I think is already happening. In addition to that further tests should be done with pupils who want to register at a Gymnasium, which mustn’t exclusively evaluate rational accomplishments of the student, but also consider other profound qualities, such as personal drive and initiative, or ability to achieve knowledge in an individual kind of way, which might differ from the common one. Personally, I regard a single-tracked approach of achieving knowledge as problematic anyway, because it might completely suppress new ways of thinking and a new approach to solve problems.
 
Another important aspect which should be taken into account when deciding which school is appropriate for a child is the pupils attitude and his or her endurance as well as the personal level of motivation, - qualities which could make a great difference in a school – and work history.
 
When I was at school, I often thought: “Why do I have to cram so much detailed knowledge of math or physics into my head? I will never study anything like it and I won’t need it later.” I spend hours and hours learning that stuff, - on my own and with a tutor. And in the end it kept me from a direct way of getting my grades and being able to study what I really wanted and was really good at, which was art and/or literature. So I wasted a lot of energy and lost time to get where I felt I needed to be... I still think it would be better to introduce a new marking-system where students from 8th grade onwards may choose the subjects they take interest in and are likely to persue later. In order to be able to go to University and study these subjects they would have to get an A – Level, whereas for passing the exams of the other subjects only basic knowledge should be required and therefore O – Levels sufficient. If an unexpected shifting of personal interest happens: simply dive into the matter and catch up on your required A – Levels, then go to University...no Problem!
 
I know that’s just an illusion...however parents and their children should have the right to choose for which school they want to register, - and appropriate opportunities to make a choice shouldn’t be eradicated. Parents (and students) also should have the opportunity to get informed about the rate of fellow students with migrational background and if there is inclusion, in order to make a conscious and deliberate decision. Respect and tolerance and the wish to come togehther with people from other cultures or disabled persons have to be honest so they can become real, - it mustn’t be a must.
 
It also makes no sense to give way to parallel societies where one can hardly find a native speaker in a class and natives are a minority. In order to keep educational standards and get satisfying integrational results from which both sides can Profit, it has to be the other way round. To try and impose such things on people and use morality and ethics as a club is inappropriate and will provoke backlashes.
 
 
BerylliumN    
 
     

 

 

   

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