Samstag, 16. Juni 2018

N° 20 Über Zivilisation // About Civilisation

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Zivilisation, eine komplexe Sache. Alt. Es sind bereits Bücher darüber geschrieben worden… Als ich auf einer Parkbank sitzend einen weggeworfenen, leeren Plastik – Seifen – Spender auf der Strasse liegen gesehen habe, sind mir einige Gedanken über das Ausmaß unserer Zivilisation durch den Kopf gegangen:

 
Diese Ding, - ein Seifenspender aus Plastik, den man heute in beinahe jedem privaten Badezimmer oder WC antrifft,…über so einen Gegenstand verliert man normaler Weise keinen Gedanken. Man benutzt es mit Selbstverständlichkeit und wirft es achtlos weg wenn es leer ist, - möglichst in die Recycling-Tonne. Erst wenn man sich diesen Gegenstand genauer ansieht kommt man ins Staunen. Man fragt sich wie so etwas hergestellt wird? Vom Inhalt einmal abgesehen besteht er aus mindestens 2 – 3 Einzelteilen, je nach dem wie man es aufteilt: da ist zum einen der eigentliche Behälter in einer bestimmten, genormten Form. Oben am Flaschenhals befindet sich ein normiertes Gewinde. Dann ist da der Aufsatz für den Hals, der natürlich das entsprechende (genormte) Negativ-Gewinde braucht, damit man ihn auf den Hals schrauben kann. Dazu kommt noch der „Pumpknopf“, der zu dem Aufsatz gehört. In diesem befindet sich ein kleiner Plastikschlauch, der von dem Pumper in die Flasche führt. Meist ist der oben genannte Pumper auch noch separat drehbar. So betrachtet ein ziemlich kompliziertes Ding, dieser Wegwerf – Seifenspender…

 
Nun verlassen wir gedanklich kurz diesen Gegenstand und inszenieren einen imaginierten Kurzfilm:

 
Sie und 5 ihrer Arbeitskollegen werden gekidnapped, vom Fleck weg und nur mit dem was Sie am Leibe haben. Sie werden ohne weitere Erklärungen in einen Hubschrauber gebracht, wo man Ihnen die Handys abnimmt und Sie mit je einem Rucksack ausstattet, der Verpflegung für circa 2 - 3 Tage enthält: einige Scheiben Brot, etwas Salami am Stück, Käse, ein paar Äpfel, eine große (Plastik)Flasche Wasser. Sonst nichts, keinerlei Werkzeug oder ein Messer, keine Decken, keine Planen, keine Schnüre. Nun setzt man Sie in den tiefsten Wäldern Kanadas ab, weit weg von jeglicher Zivilisation, freundlicher Weise im Sommer und in der unmittelbaren Nähe eines Flusses.

Wenn Sie dann eine Weile auf einem umgeworfenen Baumstamm gesessen haben und die Panikattacke vorbei ist, werden Sie in Kürze mit vielen größeren und kleineren Problemen konfrontiert sein über die man im modernen Alltag nicht im Entferntesten nachdenkt. Wie teile ich mir die Lebensmittel ein, damit sie möglichst lange halten? Wo bewahre ich sie auf? Wie schneide ich mir Wurst oder Käse ab? Habe ich ein Feuerzeug bei mir, oder hat einer meiner Kollegen so etwas? Was mache ich wenn ich alles aus dem Rucksack aufgegessen habe? Ich könnte versuchen im Fluß zu fischen, aber womit? Fallen stellen, jagen…womit? Habe ich irgendeinen scharfen Gegenstand bei mir und wenn nicht, wie kann ich mir einen herstellen und vorallem womit??

 
Nach der zweiten Panikattacke denken Sie vielleicht über noch etwas näher liegende Fragen nach, wie zum Beispiel: wo gehe ich aufs Klo? Wo soll ich in der Nacht schlafen? Vielleicht denken Sie dann früher oder später, wenn Sie sich am Fluss waschen, auch kurz an Ihren Seifenspender, der zu Hause in Ihrem Badezimmer auf dem Waschbeckenrand steht…vielleicht auch an eine Rolle Klopapier. J

 
Sehen Sie vor Ihrem inneren Auge wie sich der Raum zwischen Ihrer imaginierten Situation im Wald und dem Seifenspender in konzentrischen Kreisen immer weiter ausdehnt und sich mit „Zivilisation“ füllt?

 
Wir sitzen ziemlich tief drin, in der Zivilisation, so tief, dass wir es uns erlauben können High-Tech Gebrauchsgegenstände wie Seifenspender und Küchentücher so gedankenlos fort zu werfen wie einen Kieselstein.


BerylliumN





About Civilisation


 

…civilisation, - a complex thing. Old. Books and encyclopaedias have been written abou it. The vast dimension of it came to my mind when I was sitting on a park-bench looking at an empty soap dispenser, wondering....

 
...about this inconspucious item we never think much about, it’s simply there, in almost every bathroom or toilet, in public places and in private ones, made of plastic, filled with synthetical produced liquid. We use it and throw it away when it is empty. Preferably into a black and yellow plastics recycling-container, - or onto the street, like the one I saw at my feet. Only if we make an effort and really look at it, we might start wondering: how is this everyday thing made?

 
Leaving its content aside, there are at least 2 – 3  individual parts, depending on how we section it: the flask with its standardised screw thread at the top of its bottle neck and the cap (also threaded of course), so it can be screwed together. Attached to the nozzle (cap) there is a small plastic hose going down to the bottom of the flask, so the liquid can be pumped up. Usually the nozzle with the hose is  separately revolvable...it turns out: quite a complicated thing, this throw-away spoap dispenser!

 
Now let’s fake a little short film: imagine you and maybe 5 colleagues were kidnapped right from the spot with no time to grab anything you haven’t got on you. Then you are loaded into a helicopter and dropped off in a vast wilderness, let’s say in the Canadian woodlands with no civilasation or other people within a reachable distance. The kidnappers confiscated all your mobile phones and handed out a backpack to each of you, containing provisions for 2-3 days: some slices of bread, salami, hard cheese and some apples plus cookies and a bottle of mineral water. Nothing else. No tools or knives, no blankets, no tents, no tarp, no ropes. To be kind, let’s put this scenario in a friendly summer season and close to a river.

 
In a little while, when you are sitting on a fallen tree trunk, catching your breath after your first panic-attack you’ll find yourself confronted with a considerable amount of bigger and smaller problems you might never have thought about before, like: how am I going to portion my supplies, so they’ll last as long as possible? Where can I store them? How am I going to cut my salami or cheese? Do I have a lighter or a clasp-knife in one of my pockets? If not, does anybody else in the group have such a thing? What am I going to do when my provisions are finished? I might try fishing in the river, but with what? Build traps, hunt....with what? OK, - I’d better put together some tools...but how and with what?!...I need a sharp stone or something....

 
After your second panic-attack you might contemplate even closer problems, such as: where am I going to sleep tonight and on what? Which place shall I use as a toilet? And maybe, - sooner or later, while you are washing yourself in the nearby river the image of a plastic soap dispenser will cross your mind, - or a roll off toilet paper... J

 
Can you see in your mind how the space between your imagined situation in the forest and the plastic soap dispenser expands in concentric circles, filling itself with “civilisation”?

 
Well, I think we are really deep into it...the civilisation-thing...so deep, we can allow ourselves to throw away high-tech products like plastic soap dispensers or kitchen roll paper without any consideration, -  like a child throws a pebble in a river.

 

 
BerylliumN





 



  

 

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